Ein Haus mit Seele und Geschichte

Schlesische Oper in Beuthen (Bytom)

Eine der wichtigsten Kulturstätten Oberschlesiens erstrahlt seit Kurzem im neuen Glanz.

Knapp zwei Jahre dauerten die umfassenden Renovierungsarbeiten an der Schlesischen Oper in Beuthen (Bytom), die sich hauptsächlich auf die Inneneinrichtung bezogen. Nun entspricht der innere Bereich des Gebäudes den Anforderungen des 21. Jahrhunderts. Das elegante Objekt am plac Sikorskiego (dem früheren Kaiserplatz) ist seit 1945 das Domizil der Schlesischen Oper (Opera Śląska). Vorher beherbergte es das (deutsche) Stadttheater und Konzerthaus zu Beuthen, das seine Entstehung der kühnen Vision Franz Landsbergers und dem Engagement einer relativ kleinen Gruppe der Bürger verdankte. Landsberger – ein musikbegeisterter, hoch angesehener Bankier und Unternehmer, überdies Mitglied des Stadtrates – konnte in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts nicht nur die Stadtväter, sondern auch einige Industrielle und Vertreter der oberschlesischen Hochfinanz für seine Idee begeistern, in Beuthen eine Theater- und Musikbühne zu eröffnen. Die Initiatoren waren sich einig, dass ihre architektonische Form das Prestige der damals boomenden Stadt zusätzlich erhöhen sollte. So entstand in repräsentativer Lage – an einem der innenstädtischen Plätze – ein Gebäudeensemble, das seit 1901 eine der wichtigsten kulturellen Einrichtungen Oberschlesiens beherbergte.

Westfassade der Schlesischen Oper. Quelle: Adrian Tync, Wikimedia Commons.

Die Schlesische Oper, die 1945 in dem polnisch gewordenen Beuthen auf Initiative des weltberühmten Bassisten Adam Didur eröffnet wurde, sieht sich heute als Erbin und Fortsetzerin der Tradition des früheren Stadttheaters. Eine symbolische Anknüpfung an die
Vergangenheit stellte unter anderem die Anbringung in diesem Jahr im Foyer der Oper einer Gedenktafel zu Ehren Franz Landsbergers dar. Damit kehrte die 1925 dort angebrachte und in den 1930er Jahren von den Nazis entfernte Tafel noch vor dem 100. Jahrestag der Enthüllung an ihren angestammten Platz zurück.

Enthüllung der Gedenktafel für Franz Landsberger. Quelle: Schlesische Oper / Opera Śląska.

Nach der Modernisierung verfügt die Schlesische Oper über eine der modernsten Bühnen Polens. Ihre Fläche beträgt fast 220 m². Die 50 m² große Drehbühne kann bis zu 110 Tonnen Dekorationen aufnehmen. Für einen außergewöhnlichen Musikgenuss sorgt das System für virtuelle Akustik, das 64 Lautsprecher umfasst. Das Gestänge, das über der Bühne installiert wurde, hat eine Tragfähigkeit von 6,5 Tonnen.

Proberaum für den Chor. Quelle: Schlesische Oper / Opera Śląska.

Text: Dawid Smolorz