Denkmäler für Gefallene des Ersten Weltkrieges in Niederschlesien

Im August jährt sich zum 110. Mal der Ausbruch des Großen Krieges

Seit einigen Jahren werden in Niederschlesien Denkmäler oder Obelisken zum Gedenken an gefallene deutsche Soldaten gepflegt, rekonstruiert oder restauriert.

Im Hof der Ossolineum-Bibliothek in Wrocław (Breslau) erinnert ein Denkmal an die Schüler und Lehrer des Breslauer St.-Matthias-Gymnasiums, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind. Der Obelisk wird von einer fast einen Meter hohen Christusstatue gekrönt. Das 1922 enthüllte Denkmal wurde von dem berühmten Bildhauer Theodor von Gosen entworfen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es entfernt. Der Obelisk wurde im Jahr 2003 bei der Renovierung des Ossolineums wieder ausgegraben. Die Christusstatue wurde im Depot der Matthäuskirche gefunden, die sich neben der Bibliothek befindet. Auf Initiative von Adolf Juzwenko, dem Direktor des Ossolineums, wurde die Statue rekonstruiert und 2007 wieder enthüllt.

Denkmal im Innenhof des Ossolineums, entworfen von Theodor von Gosen.

Früher gab es in fast jeder niederschlesischen Stadt – wie in ganz Deutschland – Denkmäler oder Gedenksteine mit Tafeln, auf deren die Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen und aus dem Ort kommenden Soldaten zu lesen waren. Sie wurden kurz nach Kriegsende aufgestellt, meist an einer zentralen oder gut sichtbaren Stelle im Ort. Nach 1945, in den neuen polnischen Westgebieten, war das Schicksal dieser Denkmäler unterschiedlich. Viele von ihnen wurden einfach zerstört, ebenso wie fast alle Spuren des „Deutschtums“. Manchmal wurden Obelisken auch als Träger für neue Inhalte genutzt, d. h. es wurden neue Tafeln angebracht, deren Inhalt den aktuellen Bedürfnissen entsprach.

Denkmal in Lwówek Śląski (Löwenberg), im Hintergrund der Schwarze Turm.

Manchmal wurden Denkmäler „anonymisiert“, d. h. die Inschriften wurden entfernt, so dass der Körper übrig blieb. In Lwówek Śląski (Löwenberg) zum Beispiel ist ein ziemlich großes Denkmal erhalten geblieben, aber fast alle Inschriften wurden abgeschlagen. Mit Ausnahme einer, die merkwürdigerweise die größte ist, sich aber auch an einer unauffälligen Stelle befindet, im hinteren Teil der Anlage. Nur aus der Nähe ist die Inschrift noch gut zu lesen: „Wir starben für euch“.

Denkmal in Stojanów (Nieder Penzighammer), einem Dorf bei Pieńsk (Penzig)

In einigen – meist kleinen – niederschlesischen Städten sind solche Denkmäler in recht gutem Zustand erhalten geblieben. Das bedeutet, dass die Vor- und Nachnamen der gefallenen Soldaten dort noch lesbar sind. Ein solcher Obelisk steht zum Beispiel in Stojanów (Nieder Penzighammer), einem Dorf bei Pieńsk (Penzig) und damit auch in der Nähe von Görlitz-Zgorzelec. Es ist zu erkennen, dass hier die Entfernung der deutschen Inschriften nur begonnen und wieder aufgegeben wurde. Neben den Sterbedaten wiederholen sich die Namen „Russland“ und „Verdun“.

Solche Denkmäler oder Obelisken werden zunehmend rekonstruiert oder restauriert. Dies geschieht bereits seit mehreren Jahren. Wenn auch nur auf eine sehr symbolische Weise. So wurde zum Beispiel in Jagodzin (Neuhammer Oberlausitz), in der Nähe von Węgliniec (Kohlfurt), vor einigen Jahren ein alter Obelisk aus dem Wald geholt und an einem gut sichtbaren Ort aufgestellt. Die Inschrift wurde nicht restauriert, aber es wurde eine kleine Tafel angebracht, die darauf hinweist, welche Rolle er einst gespielt hat.

Bratoszów (Stolbergsdorf) ist ein Dorf in der Nähe von Dzierżoniów
(Reichenbach). Hier wurde der Obelisk genutzt, um neue Inhalte zu zeigen. Interessanterweise sind zwei Nachkriegsnachrichten übereinander angeordnet. Oben ist der Inhalt der Propaganda aus der Zeit unmittelbar nach dem Krieg zu sehen: „Alte Piastengebiete kehrten für immer ins Mutterland zurück“. Ein anderer Teil der Botschaft aus der kommunistischen Ära, der sich vermutlich auf den XXX. Jahrestag der kommunistischen Herrschaft bezieht, ist durch einen neuen, diesmal möglicherweise neutralen Inhalt verdeckt worden: „Denkmal für die ersten Siedler“.

Die Initiative für diese Art von Maßnahmen geht in der Regel von den örtlichen Gemeinschaften aus, die auf diese Weise an die Menschen erinnern wollen, die einst dort lebten. Dies kann als ein Versuch gesehen werden, die historische Kontinuität eines Ortes zu erhalten und ist umso wichtiger, wenn man den historischen Kontext betrachtet. Der Erste Weltkrieg wird in Polen – anders als der Zweite Weltkrieg – nicht als „unser Krieg“ betrachtet, weil die vielen polnischen Soldaten an ihm in den Uniformen ausländischer Armeen kämpften. Polen existierte als Staat zwischen 1795 und 1918 nicht. Erst im Zuge der Neuordnung Europas nach dem Ersten Weltkrieg kehrte Polen als Staat auf die Landkarte zurück.

Text und Bilder: Sławomir Szymański