Schloss Grodzietz (Grodziec) öffnet seine Türen für Besucher

Neue Sehenswürdigkeit auf der touristischen Karte Schlesiens

In einem historischen Objekt nahe Bielitz-Biala (Bielsko-Biała) wurde ein Museum eingerichtet.

Nur 20 Kilometer von Bielitz-Biala (Bielsko-Biała) ist ein historisches Objekt entfernt, dessen Existenz bis vor kurzem selbst vielen Einwohnern der nahen Umgebung verborgen blieb. Der Grund dafür ist, dass die Anlage seit dem Zweiten Weltkrieg verschiedene wissenschaftliche Einrichtungen beherbergte und daher für Besucher unzugänglich war. Dies änderte sich erst vor anderthalb Jahren – nach der Sanierung des inzwischen von einem Privatmann erworbenen Bauwerkes.

Die Geschichte des Schlosses reicht bis ins 15 Jahrhundert zurück, als sich an seinem heutigen Standort ein Wohnturm befand, wahrscheinlich ein Element des Wehrsystems des Herzogtums Teschen. Die bis heute erhaltene Form verdankt das Schloss mehreren Umbauten, die zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert stattfanden. In seiner langen Geschichte befand sich Grodzietz unter anderem in den Händen der Adelsfamilien Grodziecki, Larisch, Dahm und de Mara. In der ersten Hälfte des 20 Jahrhunderts war es Domizil des reichen deutschen Unternehmers aus Biala Franz Strzygowski und später des polnischen Diplomaten Ernest Habicht.

Schloss Grodzietz in der Zwischenkriegszeit. Quelle: Aufnahme aus dem Beitrag „Grodziec i jego właściciele”, veröffentlicht im Band „Macierz Ziemi Cieszyńskiej, 2018“.

Anders als viele schlesische Schlösser hatte Grodzietz auch nach 1945 immer einen Besitzer und verfiel nie. Deswegen bestand die jüngste Sanierung nicht im Wiederaufbau einer Ruine, sondern vielmehr darin, das Bauwerk an seine neue Funktion als Museum anzupassen. Die Besucherroute führt unter anderem durch den Ritter- und Jagdsaal, die Küche sowie die Wohnräume der einstigen Schlossbesitzer. Die meisten Exponate stammen aus der Sammlung des jetzigen Schlossherrn Michał Bożek, eines erfolgreichen Unternehmers, dessen Firma „Ustronianka“ ein polenweit bekannter Mineralwasserhersteller ist.

Innenraum des Schlossmuseums. Quelle: Muzeum Zamek Grodziec Śląski, Wikimedia Commons.

Zwei Dauerausstellungen widmen sich zudem interessanten Persönlichkeiten aus dem Teschener Land: Ladislaus Grodziecki und Josef Bożek. Der erstere, geboren 1535 auf Schloss Grodzietz, war zu seinen Lebzeiten ein hoch angesehener Kartograph. Der letztere, manchmal schlesischer Stephenson genannt, lebte in den Jahren 1782-1835 und war ein Erfinder sowie Konstrukteur von dampfangetriebenen Fahrzeugen.

Ausstellung über den Kartografen Ladislaus Grodziecki. Quelle: Muzeum Zamek Grodziec Śląski, Wikimedia Commons.

Nicht zu verwechseln ist die Residenz in der historischen Landschaft Teschener Schlesien und der heutigen Wojewodschaft Schlesien mit der niederschlesischen Gröditzburg, die auf Polnisch ebenfalls Grodziec heißt. Um Missverständnissen vorzubeugen, nennt das Schloss Grodzietz seinen Standort auf Polnisch Grodziec Śląski. Eine Internetpräsenz hat das Schloss Grodzietz (noch) nicht. Aktuelle Informationen über Öffnungszeiten und Veranstaltungen findet man in polnischer Sprache auf seiner Facebook-Seite.

Text: Dawid Smolorz