Gleiwitzer Nekropole nach einer Metamorphose

Vom Schandfleck zur touristischer Attraktion

Engagierte Bürger bringen den Friedhof der Mitarbeiter der Königlich-Preußischen Eisengießerei in Gleiwitz (Gliwice) in Ordnung.

Wie viele deutsche Nekropolen in Ober- und Niederschlesien wurde auch der Hüttenfriedhof in Gleiwitz (Gliwice) nach 1945 nicht nur vernachlässigt, sondern auch der Zerstörung preisgegeben. Dass er mittlerweile wieder einen interessanten Punkt auf der touristischen Karte der Region darstellt, verdankt er der Entschlossenheit und dem historischen Bewusstsein einer Gruppe engagierter Bürger aus der Stadt an der Klodnitz.

Hauptallee des Hüttenfriedhofs. Foto: Dawid Smolorz

Noch im ersten Jahrzehnt nach der Wende blieb die im Osten der Innenstadt gelegene Nekropole ein beschämendes Relikt aus der Zeit der „Entdeutschung“ Oberschlesiens. Müll, Unkraut und umgekippte Grabsteine prägten das Bild der ältesten erhaltenen Begräbnisstätte von Gleiwitz. Zudem galt sie als Treffpunkt der lokalen Liebhaber billiger alkoholischer Getränke. Dies änderte erst eine Initiative von Małgorzata Malanowicz, die nach ihrem Umzug in das historische Hüttenviertel von dem katastrophalen Zustand des Friedhofs buchstäblich geschockt war. Im Jahr 2002 gelang es der gelernten Architektin, knapp 20 Personen aus ihrem Bekanntenkreis an das verwüstete Relikt ruhmreicher Vergangenheit der Region aufmerksam zu machen. Fortan hat die Gruppe über mehrere Jahre ehrenamtlich umfassende Aufräumarbeiten auf der Nekropole durchgeführt. In weiteren Schritten haben die engagierten Bürger, die sich etwas später zum Verein „Gliwickie Metamorfozy“ (Gleiwitzer Metamorphosen) zusammenschlossen, einige Grabsteine restaurieren und entsprechende Informationstafeln aufstellen lassen.

Von dem Verein „Gliwickie Metamorfozy“ angefertigte deutsch-polnische Informationstafel, die auch über identifizierte Grabstellen Aufschluss gibt. Quelle: MOs810, Wikimedia Commons

Bei dem Hüttenfriedhof in Gleiwitz handelt es sich um ein seltenes Beispiel einer konfessionell übergreifenden „Branchen-Nekropole“. Im Jahr 1808 von der Direktion der nahe gelegenen Königlich-Preußischen Eisengießerei angelegt, wurde sie zur letzten Ruhestätte sowohl des leitenden Personals als auch der Arbeiter und ihrer Familienangehörigen. Zu den bekanntesten dort bestatteten Persönlichkeiten gehören der Bauingenieur und Werkdirektor John Baildon und der Bildhauer Theodor Kalide.

Die von Małgorzata Malanowicz akribisch gesammelten Informationen über die Geschichte des Friedhofs und die dort ruhenden Menschen veröffentlichte die Vorsitzende des in diesem Jahr aufgelösten Vereins „Gliwickie Metamorfozy“ auf der Internetseite www.leksykon.gliwice.pl/cmentarzhutniczy/index.htm (Sprachen: Polnisch und teilweise Deutsch).

Nicht erhaltene Kapelle auf dem Glewitzer Hüttenfriedhof. Quelle: Wikimedia Commons

Text: Dawid Smolorz