Das Denkmal in Leuthen wurde am 5. Dezember 1907 eingeweiht und erinnerte bis 1945 an die Schlacht bei Leuthen von 1757
Eine Breslauer Initiative nimmt sich der Denkmalreste an und startet eine Spendenaktion für den Wiederaufbau.
Am 5. Dezember 1757, während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763), traf die preußische Hauptarmee unter der Führung Friedrichs II. in der Nähe von Breslau (Wrocław) bei der kleinen schlesischen Ortschaft Leuthen (Lutynia) auf die österreichische Hauptarmee, die von Karl von Lothringen und Generalfeldmarschall von Daun befehligt wurde. Die preußische Armee zählte 35.000 Mann, während die österreichische Armee 65.000 Soldaten umfasste. Eine Niederlage hätte für Preußen das Ende des Siebenjährigen Krieges und vermutlich seine Aufteilung und Degradierung zur Mittelmacht bedeutet. Die deutsche und europäische Geschichte wäre dann sicherlich ganz anders verlaufen.
Friedrich setzte alles auf eine Karte und griff seinen Gegner in einer gewagten Operation in schiefer Schlachtordnung an. Um sechs Uhr abends war der große Sieg errungen, ein Sieg, der mit namenlosen Opfern erkämpft worden war. Die Sieger konnten sich ihren Triumph nur mit dem Beistand Gottes erklären, da die Übermacht des Habsburger Heeres am Morgen noch erdrückend erschienen war.
Um Gott zu danken, wurde nach dem Schweigen der Kanonen das von dem barocken Dichter, protestantischen Theologen und Kirchenmusiker Martin Rinckart 1630 komponierte und heute als Choral von Leuthen bekannte Musikstück “Nun danket alle Gott” von etwa 25.000 rauen Soldatenkehlen gen Himmel angestimmt: “Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen. / Der große Dinge tut an uns und allen Enden, / Der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an / unzählig viel zu gut bis hierher hat getan.”
Gedenken an den Jahrestagen der Schlacht
König Friedrich Wilhelm III. von Preußen besuchte Leuthen am 5. Dezember 1807 zum 50. Jahrestag der Schlacht und hielt einen Dankgottesdienst zu Ehren der Sieger und der gefallenen Helden ab. Bei diesem Ereignis wurden auch die heute dort noch teilweise stehenden Bäume angepflanzt, die einen Feldaltar bildeten.
Ein weiteres Jahrhundert später, am 5. Dezember 1907, wurde am 150. Jahrestag der Schlacht an der gleichen Stelle des gesungenen Chorals und der Gedenkfeier von 1807 in Anwesenheit des Kronprinzen Wilhelm von Preußen (1906–1940) ein Denkmal enthüllt, das der Erinnerung an diesen großen Tag gewidmet war.
Dieser 12 Meter hohe weiße Sandsteinobelisk, gehauen von der Bunzlauer Firma Zeidler und Wimmel aus Plagwitz und damals 56.000 Reichsmark (heute ca. 370.000 €) wert, wurde vom bekannten Berliner Bildhauer Martin Wolff (1852–1919) geschaffen. Er erinnert an diese historische Begebenheit.
An ihm befand sich ein lorbeergekröntes Bildnis (Relief) Friedrichs des Großen und die schlichte Unterschrift „Fridericus rex“ mit der bedeutungsvollen Jahreszahl „1757“. Dieses Denkmal erinnert nicht nur an eine glänzende Schlacht eines mit seinem genialen Führer gewachsenen Heeres, sondern auch an die Macht des preußischen Staates und des gesamten deutschen Volkes, die mit diesem Tag ihren Ausgang nahm.
Zerstörung des Denkmal 1945
Leider wurde dieses symbolträchtige Denkmal, das für die preußisch-protestantische Geschichte von großer Bedeutung ist, 1945 durch die von Westen auf Breslau anrückende Rote Armee vermutlich durch Panzerzielübungen zerstört. Heute befinden sich an dieser historisch wichtigen Stelle nur noch Reste des ehemaligen Obelisken und seiner Umrandung.
St. Christophori Gemeinde aus Breslau startet Initiative zum Wiederaufbau
Um das Gedenken der vielen tausend hier gefallenen österreichischen und preußischen Soldaten zu bewahren, besuchen die Mitglieder von der evangelischen St. Christophori Gemeinde in Breslau seit letztem Jahr regelmäßig die Gedenkstätte, zünden Kerzen an und singen zur Ehre Gottes den Choral von Leuthen. Der Pfarrer Karol Długosz ehrt die Toten zudem durch eine Andacht.
Es bestehen Pläne, die Gedenkstelle von Wildwuchs zu befreien, zerstörte Steine zu sammeln und zu ordnen sowie wieder einen Zugang dorthin anzulegen. In einem weiteren Schritt ist geplant, das Denkmal mit Spenden wiederaufzubauen oder zumindest eine Gedenktafel dort anzubringen. Wer dabei helfen möchte, ist herzlich zur Kontaktaufnahme eingeladen.
Text: Jörg Giessler
Gemeinderatssekretär St. Christophori Gemeinde Breslau
Kontakt: Joerg.giessler@gmx.net | christophori@luteranie.pl | www.schg.pl