Polnische Fußball-Ekstraklasa nach der Hinrunde – ein Resümee
Der amtierende Vizemeister Śląsk Wrocław ist abstiegsgefährdet – das die größte negative Überraschung der Saison 2024/25.
Die Fußballmannschat Śląsk Wrocław (Breslau), der amtierende Vizemeister der polnischen Extraklasa (Entsprechung der deutschen Bundesliga), ist abstiegsgefährdet. Zweifelsohne ist das die größte negative Überraschung der Saison 2024/25. Die Mannschaft, die im Mai dieses Jahres bis zum letzten Spieltag um die Meisterschaft rang und am Ende den Platz zwei belegte, hält nun die rote Laterne der polnischen Liga.
Die Breslauer gewannen bisher nur eine einzige Partie. Von der Spieleffektivität, die die Mannschaft in der vergangenen Saison auszeichnete, gibt es heute keine Spur mehr. Der große Erfolg habe sich als Fluch erwiesen, so der Kommentar des populären Fußball-Portals weszlo.com. In Breslau habe man nach der Vize-Meisterschaft offensichtlich geglaubt, man hätte eine neue Ekstraklasa-Großmacht aufgebaut. Dies gehe aber ohne entsprechendes Engagement und eine Verstärkung des Kaders nicht. Unterhalb der Erwartungen ist auch die Leistung des zweiten niederschlesischen Erstligisten Zagłębie Lubin (Lüben). Der Verein aus dem Kupfergebiet, der noch vor Kurzem als einer der reichsten in der Ekstraklasa galt, schloss die Hinrunde auf dem gefährlichen Platz 13 ab – nur drei Stufen über der Abstiegszone.
Bessere Stimmung herrscht nach der Hinrunde unter den Fans der drei oberschlesischen Ekstraklasa-Vereine. In der abschließenden Phase sorgte vor allem Górnik Zabrze (Hindenburg) mit seinen sechs Triumphen in sieben Spielen für Schlagzeilen. Gekrönt wurde die herausragende Serie am letzten Spieltag mit dem 2:1-Heimsieg gegen den Tabellenführer Lech Poznań (Posen). Die Hindenburger Elf mit dem Weltmeister von 2014 Lukas Podolski schloss sich damit den Mannschaften an, die im Frühjahr um die höchsten Ziele ringen könnten. Auch wenn man nach einer nüchternen Einschätzung des Potentials zu der Festzustellung neigt, dass Górnik eher nicht zu den Meisterkandidaten zählen wird, weckten die jüngsten Erfolge große Hoffnungen bei den Fans, die seit 1994 (!) auf eine Medaille der polnischen Meisterschaft warten. Nach 19 Partien belegt der Verein aus dem Industriegebiet den Platz sechs. Der Abstand zum Tabellenführer beträgt acht Punkte.
Nach einer 19-jährigen Absenz meldete sich in der laufenden Saison der GKS Katowice (Kattowitz) wieder in der höchsten polnischen Spielklasse. Für den offensiven Stil und eine vernünftige Kaderpolitik hat der Aufsteiger viel Lob geerntet. Der erstere wirkte sich zwar nicht immer auf den jeweiligen Endstand aus, doch machte er den GKS zu einer Mannschaft, die man sich einfach gerne anschaut. Dass die Kattowitzer auf dem sicheren 10. Platz überwintern würden, hätten vor dem Saisonbeginn wohl nicht viele Fußballexperten erwartet.
Direkter Tabellennachbar der Kattowitzer ist Piast Gliwice (Gleiwitz). Nicht nur die Anhänger des Gleiwitzer Vereins, die den Meistertitel von 2019 noch frisch in Erinnerung haben, sind über diese Leistung enttäuscht. Dabei begann die Hinrunde wirklich vielversprechend. Bis zum achten Spieltag befand sich die Mannschaft sogar in der Tabellenspitze oder in ihrer Nähe. Danach haben die Gleiwitzer aber das Siegen „verlernt“, so dass sie sich zum Abschluss der Hinrunde auf dem Platz elf befinden. Die nicht zufriedenstellende Sportleistung wird von finanziellen Problemen begleitet. Wie ein Blitz aus dem heiteren Himmel kam im November die Nachricht, dass Piast, der bisher als sehr gut organisierter Verein galt, verschuldet sei und seine weitere Existenz sogar nicht sicher wäre. Ein Darlehen aus der Stadtkasse (Piast ist ein kommunaler Sportverein) hat aber die Lage erstmal beruhigt.
Text: Dawid Smolorz