Die Stadt Wrocław hat den Betrieb von Gaslaternen auch für das Jahr 2025 beschlossen
Der Laternenanzünder begeistert mit seinem tagtäglichen Ritual zahlreiche Zuschauer.
Der Breslauer Laternenanzünder ist jeden Tag unterwegs, egal, ob es schneit oder regnet. Er hat auf der Dominsel (Ostrów Tumski), dem ältesten Teil der Stadt, 98 Laternen anzuzünden. Dieses tägliche Prozedere ist längst zu einer touristischen Attraktion geworden, so dass auf den Laternenanzünder immer nicht nur die Breslauer, sondern auch Touristen aus der ganzen Welt warten.
Man kann ihn leicht erkennen. Er trägt einen schwarzen Zylinder, einen schwarzen Umhang mit den Symbolen der Stadt und einen langen Stock. Und es wird sich in diesem Fall durch dieses Jahr nichts ändern. Breslau gehört zu den wenigen Städten, die noch ein funktionierendes Gasbeleuchtungssystem hat. Die Stadt hat die Ausschreibung für den nächsten Jahresbetrieb von Gaslaternen beschlossen. Denn es ist nicht nur die Fortsetzung der langen Tradition und die Pflege des kulturellen Erbes, sondern eine Besonderheit, die Touristen anzieht. Der Laternenanzünder trägt eine lange Stange, die an eine in der Tasche versteckte Gasflasche angeschlossen ist. Und es funktioniert wie ein großes Feuerzeug: oben bei den Laternen gibt es ein Ventil, man muss es öffnen und das Gas strömt ein. Das ist schon die ganze Magie. Aber jede Laterne muss manuell angezündet werden – und das ist schon eine Kunst!
Solche Gaslaternen gab es ursprünglich überall. Zum ersten Mal wurden sie in Breslau 1847 beim Gasthaus „Goldene Gans“ angezündet. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind nur wenige erhalten geblieben – eben auf der Dominsel. In den 1990er Jahren wurden sie zusammen mit der gesamten Anlage wiederaufgebaut und restauriert.
Heutzutage strömen Besucher eine Stunde vor der Dämmerung auf die Dominsel und begleiten den Laternenanzünder bei seiner Arbeit. Er ist zu einer Ikone der Stadt – und dadurch zum beliebten Fotomotiv – geworden. Um alle Laternen anzuzünden braucht er ca. eine Stunde. Und so wie er sie eine Stunde vor dem Sonnenuntergang anmacht, muss er sie vor dem Sonnenaufgang wieder ausmachen. Im Winter kann er etwas länger schlafen, aber im Sommer muss er mit der Arbeit um 2:45 Uhr beginnen.
Der reibungslose und sichere Betrieb der Gaslampen und der gesamten Anlage erfordert besondere Sorgfalt. Die Instandhaltung des gesamten Beleuchtungsnetzes wird von einem qualifizierten externen Unternehmen durchgeführt, das im Rahmen einer Ausschreibung ausgewählt wird. Seit mehreren Jahren wird diese Aufgabe von Gaz Technik Wrocław wahrgenommen, dem einzigen Unternehmen, das an einer solchen Dienstleistung interessiert ist und über entsprechende Qualifikationen und Fachkräfte verfügt. Da die Laternen in einer Höhe von etwa 3 bis 4 Metern aufgehängt sind, ist es wichtig, dass der Laternenanzünder einen langen Stab bedienen kann. Das erfordert Kraft und Präzision, um beim Öffnen des Ventils nicht die speziellen Netze zu beschädigen, in denen das Gas brennt. Denn wenn sie berührt werden, werden sie vollständig zerstört. Deshalb darf der Laternenanzünder nicht zulassen, dass zufällige Personen die Laternen anzünden.
„Diese Zeremonie am Morgen und Abend zieht die Aufmerksamkeit der Passanten und Touristen auf sich. Das warme, goldene Licht schafft eine magische Atmosphäre und verleiht einem Spaziergang durch eine der ältesten und schönsten Ecken unserer Stadt zusätzlichen Charme“, betont Ewa Mazur vom Amt für Straßenwesen und Stadtpflege der Stadtverwaltung Wrocław. Die jährlichen Kosten für die Instandhaltung von beinahe hundert Laternen belaufen sich auf ca. 400.000 PLN (100.000 Euro).
Text: Małgorzata Urlich-Kornacka
Bilder: Stadtverwaltung Wrocław