Das Observatorium auf der Schneekoppe ist seit 50 Jahren in Betrieb

Die drei „fliegenden Untertassen” wurden unter extremen Bedingungen gebaut

Heute gehört der Bau zu den architektonischen Ikonen Niederschlesiens.

Die drei „fliegenden Untertassen” auf dem Gipfel des höchsten Berges im Riesengebirge, der Sitz des meteorologischen Observatoriums (Wetterstation), wurden unter extremen Bedingungen gebaut und wurden teilweise kontrovers diskutiert. Anfang 1975 nahm das Observatorium in der neuen Anlage seine Arbeit auf. Heute ist es eines der charakteristischsten Gebäude in Niederschlesien. Es ersetzte das alte Observatorium, das vor 125 Jahren eröffnet wurde.

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Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden auf dem Gipfel der Schneekoppe meteorologische Beobachtungen durchgeführt, aber erst gegen Ende des Jahrhunderts wurde dort mit dem Bau eines regulären, separaten Gebäudes für Meteorologen begonnen. Sie nahmen ihre Arbeit da im Sommer 1900 auf. Bei dem Bau handelte es sich um einen 16 Meter hohen Turm. Das Skelett dieses Bauwerks bestand aus Holz und war mit Stahlseilen am Boden befestigt. Zur Stabilisierung des Bauwerks wurden fünf Tonnen Steine am Fuß des Turms angebracht. Das Bauwerk war solide – zumindest für die Zeit, in der es errichtet wurde. Und für den Standort. Auf der Schneekoppe musste es mit extremen Bedingungen zurechtkommen. Schließlich herrscht dort ein subarktisches Klima, und Winde in Orkanstärke sind keine Seltenheit.

Observatorium wird wackelig

Die Anlage erfüllte zwar ihren Zweck, war aber in einem zunehmend schlechten Zustand. Die schwierigen Wetterbedingungen taten ihr Übriges. Die ersten Pläne für einen Neubau tauchten kurz nach dem Zweiten Weltkrieg auf, blieben aber im Entwurfsstadium stecken. Der bauliche Zustand des alten Observatoriums wurde immer schlimmer. Zu einem Zeitpunkt brach sogar eine Wand des Gebäudes zusammen. Die Reparaturen konnten das Observatorium nicht in einem brauchbaren Zustand halten. Das Gebäude war im wahrsten Sinne des Wortes wackelig und einsturzgefährdet.

Es wurde endlich beschlossen, ein neues Observatorium zu bauen. Der erste Entwurf ähnelte einem großen Betonbunker und wurde wegen seiner Form wie auch wegen zu hoher Kosten abgelehnt. Dann kam ein völlig anderes, „kosmisches” Konzept. Die drei „fliegenden Untertassen”, heute ein Symbol der Schneekoppe, wurden von Witold Lipiński in Zusammenarbeit mit Waldemar Wawrzyniak von der Technischen Universität Wrocław (Breslau) entworfen. Von Anfang an weckten sie Assoziationen mit UFOs.

Die Aerodynamik bietet die Chance für ein Symbol

Witold Lipiński sagte in einem Interview, dass er seine Inspiration nicht nur in der Science-Fiction, sondern auch in den durch Erosion entstandenen Felsformationen des Riesengebirges fand. Die zweite Inspirationsquelle war, wie er zugab, die Flugzeugtechnik. Besonders treffend, wenn man bedenkt, wie es auf der Schneekoppe wehen kann. Die stromlinienförmigen, aerodynamischen Formen sind dort genau richtig. Sie halten den erwähnten Orkanböen leichter stand als typische Strukturen.

Ungewöhnlich war auch, dass dieses Projekt in der Volksrepublik Polen überhaupt akzeptiert wurde. Sie war in keiner Weise Standard und war dazu technisch sehr anspruchsvoll. Es war jedoch relativ billig, zumindest auf dem Papier. Außerdem bot es die Chance, ein neues Symbol für das gesamte Riesengebirge zu schaffen.

Probleme in der Höhe

Das Projekt der Untertassen entstand Anfang der 1960er Jahre, und mit dem Bau wurde erst 1967 begonnen. Es gab eine Menge Probleme. Das erste und lange Zeit das schwierigste betraf den Bau einer Straße von der Kirche Wang zum Gipfel der Schneekoppe. Sie war für den Transport von Material, Menschen und Ausrüstung unerlässlich. Die Arbeit war aufgrund der rauen Wetterbedingungen sehr hart. Und je höher es ging, desto größer wurden die Schwierigkeiten.

Die Straße zum Gipfel wurde schließlich mit vierjähriger Verspätung im Jahr 1971 fertig gestellt. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch mit dem Einbau der Untertassen begonnen. Die Arbeiten auf dem Gipfel fanden unter extremen Bedingungen statt, meist nur für kurze Zeit im Sommer. Es gab weder die richtige Ausrüstung (einschließlich Transport) noch Erfahrung mit dieser Art von Projekten. Ende 1974 war das gesamte Bauwerk fertig.

Alt und Neu für kurze Zeit vereint

Vor genau 50 Jahren, zu Beginn des Jahres 1975, nahm das Observatorium seine Arbeit in der neuen Anlage auf. Mehrere Monate lang wurden parallel dazu Beobachtungen in dem alten Observatorium durchgeführt, um die Ergebnisse zu vergleichen. Später wurde das alte Observatorium aufgegeben. Interessanterweise zerfiel es entgegen den Vorhersagen überhaupt nicht, es stand bis 1989, dann wurde es abgetragen. Es gab Pläne, das alte Observatorium nach Karpacz (Krummhübel) zu verlegen, wo sie als Museum hätte dienen können, aber leider wurden diese nie verwirklicht.

Und heute kann man sich den höchsten Gipfel des Riesengebirges und der ganzen Sudeten ohne die „kosmischen” Untertassen nur schwer vorstellen. Allerdings harrt das Objekt seit Jahren umfassender Sanierungsmaßnahmen. Diese wurden bereits 2021 angekündigt, aber das Vorhaben verzögert sich.

Text: Sławomir Szymański