Niederschlesien war einst bekannt für traditionelle Volksfeste, die die Bräuche und das Gemeinschaftsleben der Region zelebrierten
Eins davon, der Tallsackmarkt in Warmbrunn (Cieplice), wird heute reaktiviert.
Niederschlesien war einst Heimat zahlreicher traditioneller Volksfeste, die die Bräuche und das Gemeinschaftsleben der Region zelebrierten. Besonders bekannt waren die Oster- und Weihnachtsmärkte sowie Erntedankfeste, die neben Unterhaltung auch die Gelegenheit boten, die Traditionen der Gemeinschaft zu bewahren und zu feiern.

Historische Osterfeste im Riesengebirge
Zwei traditionsreiche Volksfeste prägten besonders die Osterzeit: der Tallsackmarkt in Bad Warmbrunn (Cieplice Śląskie – Zdrój, heute Stadtteil von Hirschberg/ Jelenia Góra) und das Josefsfest in Grüssau (Krzeszów). Diese Veranstaltungen zogen Jahr für Jahr zahlreiche Besucher aus der Region an.
Der Tallsackmarkt, der jedes Jahr am Palmsonntag in Bad Warmbrunn stattfand, war ein Fest für Jung und Alt. Ursprünglich ein Pfefferkuchenmarkt, verdankt der Markt seinen Namen dem „Tallsack“, einem Hefegebäck in Gestalt einer Mannesfigur, wie die Zeitschrift „Der Wanderer im Riesengebirge“ 1937 berichtet. Bereits im 15. Jahrhundert, unter der Obhut des Zisterzienserordens, entwickelte sich dieses Markttreiben vor der Kirche in Warmbrunn. Hier wurden Osterartikel, darunter traditionelle Patengeschenke wie Pfefferkuchenmänner, erworben. Im Angebot waren lokale Produkte wie Bunzlauer Tongeschirr, Laubaner Taschentücher, Liegnitzer Bomben, schlesische Spitzen und warme Knoblauchwurst. Volksbelustigungen wie Rutschbahnen, Luftschaukeln, Karussells und Schaubuden rundeten das Fest ab. Besucher aus nahem Hirschberg reisten im 20. Jahrhundert mit der Straßenbahn an, während Gäste aus Breslau, Berlin und anderen Großstädten die Eisenbahn nutzten.

Im Osten des Riesengebirges stand das Josefsfest dem lebendigen Treiben in Warmbrunn in nichts nach. Initiiert 1692 durch den Abt Bernhard Rosa, begann das Fest mit der Errichtung der Josefskirche. Am dritten Sonntag nach Ostern vereinte es kirchliche Feierlichkeiten mit einem bunten Volksfest. Die Josefsbruderschaft, gegründet 1669, trat traditionell in schwarzen Mänteln auf. Verkaufs- und Schaubuden sowie Musik und Begegnungen verwandelten den Klosterort in einen lebendigen Schauplatz voller Freude.
Neubelebung der Traditionen
Mit der Zeit verloren die Märkte ihren ursprünglichen, religiösen Charakter und entwickelten sich zu riesigen Volksfesten, die Tausende Gäste anzogen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem darauffolgenden Bevölkerungsaustausch wurden die deutschen Traditionen nicht fortgesetzt. Seit einigen Jahren gibt es allerdings Versuche, die alte Tradition der Volksfeste, wieder aufleben zu lassen.
Ostermarkt in Lomnitz
Seit fast zwanzig Jahren findet auf dem Gutshof des Schlosses Lomnitz (Łomnica) ein Ostermarkt statt, der stark an polnische Osterbräuche angelehnt ist. Der diesjährige Markt wurde am 29. März eröffnet. Fast vierzig Stände bieten Osterartikel wie Körbe, Palmen, handbemaltes Porzellan, Tischdecken und Souvenirs aus der Region an.

Volksfest in Bad Warmbrunn
Renata Czaplińska, Vorsitzende der Stiftung Receptury dla Kultury, versucht erneut die Tradition des Tallsackmarkts in Bad Warmbrunn wiederzubeleben. Vom 11. bis 13. April 2025 findet das Fest in neuer Form als Cieplicki Jarmark Safanduły erstmalig im Zentrum von Cieplice und im Kurpark statt. Besucher können eine Ausstellung alter Postkarten aus den 1920er Jahren sowie Stände mit Süßigkeiten, Zuckerwatte und Lebkuchenherzen genießen. Die Veranstaltung wird finanziell durch die Stadt Jelenia Góra unterstützt.

Auch in Schweidnitz (Świdnica) findet am 11. April auf dem Rathausmarkt ein Ostermarkt statt.
Text: Iza Liwacz