Spendenaktion für Ernst Wilimowskis Umbettung

Wird das Grab der oberschlesischen Fußballlegende erhalten bleiben? 

Das Grab von Ernst Wilimowski in Karlsruhe soll eingeebnet werden. Die Fans schalten sich ein.

Viele Fans in Oberschlesien elektrisierten neulich die Nachrichten aus Karlsruhe. Das Grab von Ernst Wilimowski, des – nach weit verbreiteter Meinung – besten oberschlesischen Fußballers aller Zeiten, solle eingeebnet werden, da der Teil des Friedhofs, in dem es sich befindet, für andere Zwecke bestimmt werde.

Daraufhin startete der K.S. Ruch Chorzów Fan Club Deutschland, der sich seit 2006 um das Grab kümmert, eine Spendenaktion, die eine Verlegung des Grabes einschließlich der Umbettung der sterblichen Überreste Wilimowskis ermöglichen würde.

Grab Ernst Wilimowskis auf dem Hauptfriedhof in Karlsruhe. Quelle: Lukasz2, Wikimedia Commons.

Der spätere Fußballheld kam 1916 im noch deutschen Kattowitz zur Welt. Im Alter von sechs Jahren wurde er nach dem Anschluss Ostoberschlesiens an Polen polnischer Staatsbürger. Seine Karriere begann er beim 1. FC Kattowitz, einem Verein der deutschen Minderheit. Bald wechselte er aber zu Ruch Bismarckhütte (Wielkie Hajduki), später als Ruch Chorzów bekannt, der in der damaligen Zeit vier Mal in Folge den polnischen Meistertitel gewann (1934, 1935, 1936, 1937). In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre war Wilimowski ein unbestrittener Star von Ruch und der polnischen Nationalmannschaft. Als erster Spieler in der Fußballgeschichte erzielte der Kattowitzer vier Tore in einem WM-Spiel (Polen-Brasilien 5:6, 1938).

Wilimowski als Spieler von Ruch im Jahr 1936. Quelle: Narodowe Archiwum Cyfrowe, www.audiovis.nac.gov.pl

Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und dem Anschluss Polnisch-Oberschlesiens an das „Dritte Reich“ wurde Wilimowski im Herbst 1939 wieder deutscher Staatsbürger. Sein Debüt in der „Großdeutschen Mannschaft“ durfte er allerdings wider Erwarten erst Mitte 1941 geben. Ein wahrscheinlicher Grund: Obwohl deutschstämmig hatte er vor dem Krieg keine nationalsozialistischen Sympathien gezeigt und war vom 1. FC Kattowiz, einem Verein der deutschen Minderheit, zu dem als polnischer Sportklub geltenden Ruch gewechselt. Dabei war Wilimowski an der Politik durch und durch desinteressiert. Wie er später betonte, war Fußballspielen alles, was er wollte. Die Fans in Oberschlesien haben ihn nur einmal in einem offiziellen Länderspiel erlebt. Am 16. August 1942 schlug Deutschland in Beuthen die rumänische Nationalelf mit 7:0. Dies war übrigens die einzige Partie, die Deutschland als Gastgeber in Oberschlesien absolvierte.

Wilimowski im Angriff auf das Tor von Warta Posen, 1937. Quelle: Wochenzeitung „Światowid”, Wikimedia Commons.

Wegen seiner Auftritte in der deutschen Nationalmannschaft nannte man Wilimowski in Polen nach 1945 Verräter und Renegaten und entfernte sogar seinen Namen aus den Statistiken. Obwohl er nach der politischen Wende von 1989 offiziell in Polen nicht mehr unerwünscht war, besuchte er Oberschlesien nie wieder. Er starb in Karlsruhe 1997. 

Für die deutsche Mannschaft schoss Wilimowski acht Tore in 13 Spielen, für die polnische 21 Tore in 22 Partien. Fritz Walter, der legendäre deutsche Fußballspieler und Weltmeister von 1954, sagte über Wilimowski: „Für mich der größte aller Torjäger, er erzielte mehr Tore, als er Chancen hatte“.

Text: Dawid Smolorz