Neues Leben für die Ikone der oberschlesischen Industriearchitektur

Sanierung der Schachtanlage „Krystyna“ in Beuthen (Bytom)

Jahrzehnte nach der Stilllegung des Bergwerks „Szombierki“ wird der charakteristische Förderturm vor dem weiteren Verfall gerettet.

Fast drei Jahrzehnte nach der Stilllegung des Bergwerks „Szombierki“, der einstigen Hohenzollerngrube, wird der charakteristische Förderturm neue Funktionen erhalten und damit vor dem weiteren Verfall gerettet werden.

Die einzigen erhaltenen Relikte des Bergwerks „Szombierki“ – links die Schachtanlage „Krystyna“. Quelle: Yarl, Wikimedia Commons.

Es ist nicht der erste Anlauf für diese Anlage, die eins der Symbole der Stadt Beuthen darstellt. In der Vergangenheit war unter anderem ihr Umfunktionieren in ein Hotel und ein Golfspielplatz angedacht. Aus diesen Plänen wurde jedoch nichts. Diesmal soll es anders werden. Der Eigentümer der imposanten Schachtanlage, die im chemischen Bereich tätige Gesellschaft Multi Polymers Bałdyga aus Lendzin (Lędziny), erhielt bereits eine Baugenehmigung und kündigt an, noch in diesem Jahr mit den Sanierungsarbeiten zu beginnen. Der historische Förderturm soll in naher Zukunft Büro- und Konferenzräume sowie kleine Gastronomie beherbergen. Auf dem Dach wird eine Aussichtsplattform errichtet und das umliegende, ein Hektar große Gelände wird in einen Park umgestaltet. Für die Sanierung des seit 2004 unter Denkmalschutz stehenden Objekts erhielt Multi Polymers Bałdyga bereits eine EU-Förderung in Höhe von ca. 3,6 Mio. Euro. Die Gesamtkosten des Vorhabens werden sich voraussichtlich auf etwa 5,2 Mio. Euro belaufen. Die Eröffnung der renovierten Schachtanlage ist für das Jahr 2027 geplant.

Untere Etagen der Schachtanlage „Krystyna“ nach der Sanierung. Quelle: Visualisierung Architekturbüro Medusa Group.

Große Teile des Bergwerks „Szombierki“, unter anderem mehrere architektonisch interessante Gebäude aus der Zeit der Weimarer Republik, wurden in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts abgerissen. Der hammerförmige Turm entging hingegen diesem Schicksal, weil er vom Stadtbild schon damals mittlerweile nicht wegzudenken war. Ursprünglich stand er ja für den Fortschritt und die Modernität der oberschlesischen Industrie und der Hohenzollerngrube, in der bereits 1882 Glühlampen eingeführt und ein Jahr später Lokomotiven für den Untertagetransport der Kohle eingesetzt wurden. Im Kopf des 1929 errichteten Förderturms des Kaiser-Wilhelm-Schachts, der späteren Schachtanlage „Krystyna“, befanden sich zwei Fördermaschinen mit einer Leistung von 2.700 PS und 3.263 PS. Die letztere gehörte seinerzeit zu den leistungsstärksten in ganz Europa.

Schachtanlage „Krystyna” – Drohnenaufnahmen innen und außen vom Mai 2022:

Text: Dawid Smolorz

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