Das Projekt der Siedlung „Nowe Żerniki“ orientiert sich an historischem Vorbild der WuWA-Siedlung von 1929
Inoffiziell wird die neue Siedlung deswegen auch „WuWA 2“ genannt.
Die Wohnsiedlung „Nowe Żerniki“, die manchmal inoffiziell als „WuWA 2“ bezeichnet wird, bekam in einem gesamtpolnischen renommierten Wettbewerb „Leben in der Architektur“ (Życie w Architekturze) zwei Auszeichnungen. Der Wettbewerb gehört zu den wichtigsten polnischen Architekturwettbewerben und wird von der Zeitschrift „Architektur-Murator“ organisiert. Die Wohnsiedlung, die sich in dem westlichen Teil der Stadt befindet (in der Nähe des neuen Stadions), wurde in den zwei Kategorien: „Polens Favorit“ und „Das beste Mehrfamilienhaus“ ausgezeichnet. Für die neunte Ausgabe des Wettbewerbs wurden 459 Projekte angemeldet, die in den letzten Jahren, zwischen 2015-2019 entstanden. Aus diesen Projekten wählte die Jury die Gewinner in sieben Kategorien aus. Die Ergebnisse des Wettbewerbs wurden am 19. November 2020 bekannt gegeben.
In der Kategorie „Das beste Mehrfamilienhaus“ wurde in diesem Jahr kein konkretes Gebäude, sondern eine gesamte Siedlung – „Nowe Żerniki“ in Breslau – ausgezeichnet. Die Inspirationen für die Entstehung der Siedlung schöpften die Architekten in der historischen WuWA – Wohnung- und Werkraumausstellung, die von dem schlesischen Werkbund 1929 organisiert wurde. Die Ausstellung war eine Antwort der damaligen Breslauer Architekten auf die Probleme der Überbevölkerung von Städten. Sie sollte auch der neuen Erwartungen der Bevölkerung hinsichtlich der Lebensqualität entgegenkommen und die neuen Baumaterialien und Bautechniken im Einsatz präsentieren. Anfang 2020 wurde die WuWA-Siedlung mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet . Dieses Jahr wurde auch die umfassende Revitalisierung der modernistischen Siedlung abgeschlossen .
Der Grundgedanke, der die heutigen Architekten inspirierte, war, einen komfortablen und zugleich einen ökologischen Ort zum Leben zu schaffen, wo es alles an Ort und Stelle gibt. Neben den Wohnungen entstanden kleine Geschäfte, ein Zentrum der lokalen Aktivität, eine Kinderkrippe, ein Kindergarten, Spielplätze, ein Siedlungsbasar. In der Zukunft werden auch eine Schule und ein Kulturzentrum gebaut. „Wir wollten einen Ort schaffen, an dem man bequem leben und arbeiten kann. Wir wollten, dass Alles, was der heutige Einwohner zum Leben braucht, sich in der Nähe seines Wohnsitzes befindet. Damit er keinen halben Tag verlieren muss, um sein Kind zur Schule zu bringen oder von der Arbeit nach Hause zu kommen“ – sagte einer der Hauptarchitekten Zbigniew Maćków.
An dem Bau der Wohnsiedlung waren 44 Architektenbüros beteiligt. Zum ersten Mal haben die Gemeinde Wrocław (die ein großes Gelände mit der Infrastruktur zur Verfügung stellte), Architekturbüros (die eigene Projekte gaben) und eingeladene Bauunternehmer (die das Geldkapital brachten und die Projekte realisierten) eng zusammengearbeitet. Dieses Projekt gab den Architekten die einmalige Möglichkeit, die Ideen auszutauschen, um optimale Bedingungen für eine Wohnanlage zu schaffen, die den Erwartungen der heutigen Bewohner entspricht – so wie es auch 1929 der Fall war. Der Preis wurde für die „außergewöhnliche städtebauliche Qualität“ der Siedlung verliehen, die „dank einer umfassenden Zusammenarbeit erreicht wurde“ – so die Jury.
Text und Fotos: Małgorzata Urlich-Kornacka
Foto Nr. 2: Maciej Lulko