Das Thema Flucht und Vertreibung aus Markus Mittmanns Perspektive erzählt
Ein Buch über die Vererbbarkeit und Verarbeitung von Traumata und über die Frage: Warum sind wir so geworden, wie wir sind?
Innerhalb der Romanhandlung, einer Reise in das heutige Polen, die ein Ehepaar mit ihren beiden erwachsenen Söhnen unternimmt, stellt das Buch gerade für die Nachgeborenen der Kriegsgeneration die Frage: Warum sind wir so geworden, wie wir sind?
In der Enge eines VW-Beetles und im Verlauf dieser Spurensuche fangen die Eltern an, ihr Schweigen zu brechen. Sie stoßen zu Erlebnissen vor, die sie längst aus ihrem Bewusstsein verbannt hatten. Aber diese Verdrängung war für sie ein Vorgang, der ihnen das Weiter-leben ermöglichte. Erst jetzt und erstmals in ihrem Leben, entschließen sie sich zu einer mutigen Auseinandersetzung mit jenen Erfahrungen, die auch das kollektive Erleben der Kriegsgeneration folgenreich prägten. Für alle vier Hauptpersonen wird dieses Erinnern zum Verstehen, eine Geschichte vom Glück des Findens.
Die zerstörerische Kraft eines Krieges betrifft auch alle, die ihn nicht miterleben mussten.
Es wird anhand dieser Geschichte exemplarisch gezeigt, wie das Trauma von Flucht und Vertreibung heimlich aber wirkungsvoll die nächsten Generationen prägt, Lebensläufe bestimmt und welche wichtige Rolle das Erinnern besitzt, um nicht nur unsere gesell-schaftliche Entwicklung, sondern auch um uns selbst zu verstehen. Die „Schmerz-köfferchen“ unserer Eltern und Großeltern bestimmten die Nachkriegsgesellschaft, aus der wir uns entwickelten: „Die Zukunft hat eine lange Vergangenheit!“
Es soll aber auch deutlich werden, dass sich eine solche Auseinandersetzung lohnt, weil sie die Chance einer inneren Befreiung von dem ungewollten Erbe mit sich bringt und unklare seelische Belastungen, sowie unbewusste Ängste erkannt und überwunden werden können.
Außerdem wird damit ein tiefes Verständnis für die Generation der Eltern und Großeltern möglich, dieses bildet die Basis zur Findung eines persönlichen Friedens.
Der Text pendelt zwischen drei Zeitebenen. Aus der Gegenwart führen Szenen in die Zeit 1945/46 und in die Zukunft. Die Behauptung einer untrennbaren Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wird verdeutlicht und im Text formal ausgestaltet. Geschichte und Zeitgeschehen werden nicht abstrakt und distanziert behandelt wie in einem Geschichtsbuch oder einem wissenschaftlichen Beitrag, sondern authentisch im Lupenglas des Erlebens einzelner Menschen. Dargestellt wird, als Folgerung aus allem, die Wichtigkeit der Schaffung und Bewahrung von Frieden.
Der Roman soll jedoch in einer modernen Schreibart und mit seiner lebendigen Gegenwartshandlung (mit deutlicher poetischer Kontur und dennoch selbst mit Humor) das schwere deutsche Gesamtthema überraschend anders und gerade für jüngere Menschen greifbar behandeln, um viele ganz verschiedene Denkanstöße zu ermöglichen.
Zum Autor:
Markus Mittmann studierte Germanistik, Architektur- und Kunstgeschichte, Malerei und Bildhauerei, sowie Pädagogik und Philosophie in Braunschweig. Er promovierte an der Universität Hannover im Fachbereich Architektur mit einem Thema zur Architektur des Nationalsozialismus. Er übte verschiedene Tätigkeiten aus, zunächst in Seelsorge und Krankenpflege, danach im Bereich Architektur- und Stadtplanung und als bildender Künstler. Schwerpunktmäßig beschäftigt er sich mit der Zeit des „Dritten Reichs“, auch in Form von Vorträgen, Führungen, als Uni-Dozent und Buchautor. Aufgewachsen in einer Familie, die fast ausschließlich aus Kriegsvertriebenen bestand, gehört die Thematik dieses Buches zum Kern seiner persönlichen Erfahrungen.