Für die Region mitverantwortlich
Deutsche Organisationen sind in Oberschlesien nicht nur im kulturellen Bereich tätig.
Seit der offiziellen Anerkennung dieser nationalen Minderheit in Polen im Jahr 1990 sind ihre Vertreter im Warschauer Parlament und auf niedrigeren Verwaltungsebenen vertreten. Im Moment ist Ryszard Galla der einzige Repräsentant der Deutschen im polnischen Sejm. Die Reform von 1999, mit der regionale Selbstverwaltungen und Regionalparlamente eingeführt wurden, machte die Minderheit auch zu einem wichtigen politischen Akteur in der Wojewodschaft Oppeln/Opole. Die Deutschen regieren dort seitdem in verschiedenen politischen Konstellationen, meistens in einer Koalition mit der liberalen Bürgerplattform mit.
Im Sejmik, dem Regionalparlament der Wojewodschaft Oppeln, hat die deutsche Minderheit zurzeit fünf von 30 Mandaten (in den früheren drei Legislaturperioden waren es sechs bis sieben). Einer ihrer Vertreter, der Chef der regionalen Minderheitenorganisation Rafał Bartek, wurde zudem 2018 zum Vorsitzenden des Sejmik gewählt. Bartek ist somit der einzige Angehörige einer nationalen Minderheit, der an der Spitze eines polnischen Regionalparlaments steht. Meistens stellen die Deutschen zudem auch einen Vizermarschall der Oppelner Wojewodschaft. Aktuell hat Zuzanna Donath-Kasiura diese Funktion inne. Im Vorstand der Wojewodschaft, die eine Art regionale Regierung bildet, ist sie unter anderem für Multikulturalität, Arbeitsmarkt, Gesundheitswesen und Bildung zuständig.
In der laufenden Legislaturperiode werden 18 Kommunen in der Wojewodschaft Oppeln von deutschen Bürgermeistern bzw. Gemeindevorstehern regiert. Überdies stehen Vertreter der Minderheit als Landräte an der Spitze der Kreisverwaltungen von Oppeln, Rosenberg/Olesno und Groß Strehlitz/Strzelce Opolskie.
In den letzten 20 Jahren konnte die deutsche Minderheit bei den Kommunalwahlen in der Wojewodschaf Oppeln mit 14,5 bis 18,5 Prozent der Stimmen rechnen. Damit ist sie ein wichtiger Faktor im politischen Leben West- und Mitteloberschlesiens. Diese starke Position gewährleistet, dass auf regionaler Ebene – unabhängig von den Regierungswechseln in Warschau – auch Inhalte berücksichtigt und Ziele umgesetzt werden, die für die deutsche Bevölkerung von Bedeutung sind.
Text: Dawid Smolorz