Die Region wurde im Zuge der Reform sechsgeteilt
Nach 1945 änderten sich die Diözesangrenzen in der Region formell nicht.
Nach der Übernahme der Gebiete östlich der Oder und der Lausitzer Neiße durch die polnische Verwaltung sowie der Vertreibung eines Teiles der oberschlesischen Bevölkerung und des oberschlesischen Klerus änderten sich die Diözesangrenzen in der Region formell nicht. Offiziell blieb Oberschlesien – wie vor dem Zweiten Weltkrieg – zwischen die Bistümer Breslau/Wrocław und Olmütz/Olomouc geteilt. Faktisch aber wurde die polnische Apostolische Administratur Oppeln/Opole ins Leben gerufen, die den bisher deutschen Teil der Region umfasste. Jene oberschlesischen Gebiete, die bereits vor dem Zweiten Weltkrieg zu Polen gehört hatten, bildeten dagegen weiterhin die Diözese Kattowitz/Katowice. Interessant gestaltete sich die Situation im tschechoslowakischen Oberschlesien. Auch dort änderten sich trotz der großen politischen Umwälzungen die kirchlichen Verwaltungsstrukturen über Jahrzehnte nicht. So gehörten die Gegend um Jauernick/Javornik und Freiwaldau/Jesenik sowie der tschechische Teil des Teschener Schlesien formell noch bis 1978 zur polnischen Diözese Breslau. Praktische Bedeutung hatte dieser Umstand jedoch kaum. So wie das seit 1945 unter polnischer Verwaltung stehende Leobschützer Land trotz der offiziellen Zugehörigkeit zum tschechischen Bistum Olmütz faktisch dem Apostolischen Administrator in Oppeln unterstellt war, so wurden auch die in der Tschechoslowakei gelegenen Dekanate der Diözese Breslau de facto vom mährischen Olmütz aus verwaltet.
Erst nachdem die Bundesrepublik diplomatische Beziehungen mit Polen und der Tschechoslowakei aufgenommen hatte, passte der Heilige Stuhl in den 1970er Jahren die Bistumsgrenzen in diesem Teil Europas an die seit Kriegsende bestehende Situation an. Anstatt der Apostolischen Administratur Oppeln wurde 1972 die Diözese Oppeln gegründet. Interessanterweise entsprach ihr Gebiet dem der früheren deutschen Provinz Oberschlesien. Die Diözese Kattowitz umfasste wiederum das Territorium der in der Zwischenkriegszeit existierenden autonomen polnischen Wojewodschaft Schlesien. Somit war die Grenze zwischen den beiden Bistümern mit der deutsch-polnischen Staatsgrenze identisch, die von 1922 bis 1939 die Region geteilt hatte.
Dies änderte sich nach der Gründung der Diözese Gleiwitz 1992, die aus Teilen der beiden älteren Bistümer errichtet wurde. Im gleichen Jahr wurde auch das Bistum Bielitz-Saybusch (Bielsko-Żywiec) ins Leben gerufen, das den polnischen Teil des Teschener Schlesien und das historisch in der Region Kleinpolen gelegene Saybuscher Land umfasst. Im Zuge dieser Verwaltungsreform wurden zudem – aus schwer nachvollziehbaren Gründen – knapp 20 oberschlesische Pfarreien um Pitschen/Byczyna von der Diözese Oppeln losgelöst und an das neugegründete Bistum Kalisz angeschlossen. Auf der tschechischen Seite wurde 1996 die Diözese Ostrau-Troppau (Ostrava-Opava) gegründet, die das gesamte Tschechisch-Schlesien und kleine Teile Nordmährens umfasst.
Eine Merkwürdigkeit sind jene oberschlesischen Städte, die heute auf dem Gebiet von zwei Diözesen liegen. Hierzu gehören Beuthen/Bytom (Diözese Gleiwitz und Kattowitz), Hindenburg/Zabrze (Diözese Gleiwitz und Kattowitz) und Ratibor/Racibórz (Diözese Oppeln und Kattowitz). In allen drei Fällen ist dieser Umstand auf die Teilung der Region zurückzuführen. Zum Bistum Kattowitz gehören die Stadtzentren bzw. die Stadtteile, die 1922 polnisch wurden. Teil der Diözese Gleiwitz bzw. Oppeln sind dagegen die Stadtbezirke, die in der Zwischenkriegszeit in Deutschland lagen.
Derzeit ist die historische Region Oberschlesien insgesamt zwischen sechs Bistümer geteilt: Oppeln, Gleiwitz, Kattowitz (alle drei: Kirchenprovinz Kattowitz), Ostrau-Troppau (Kirchenprovinz Olmütz), Bielitz-Żywiec (Kirchenprovinz Krakau/Kraków) und Kalisz (Kirchenprovinz Posen/Poznań).
Text: Dawid Smolorz