Vor 180 Jahren nahm die erste Eisenbahn in Schlesien ihren Betrieb auf

Am 22. Mai 1842 wurde die erste reguläre Eisenbahnverbindung in Schlesien auf der Strecke von Breslau nach Ohlau eröffnet

Das ist derzeit die älteste Eisenbahnstrecke in Polen.

Die erste Eisenbahnlinie in Deutschland wurde 1835 gebaut. Damals wurde die Eisenbahninfrastruktur als Innovation und Symbol des Fortschritts angesehen. Vor allem aber war man sich bewusst, welch starken Impuls für die wirtschaftliche Entwicklung der Zugang zum Schienenverkehr geben würde. Auch in Schlesien. Bald entstanden Projekte für den Bau von Eisenbahnverbindungen von Breslau nach Berlin, Stettin (heute Szczecin) oder Freiburg (Świebodzice). Allerdings wurde nur das Konzept einer Bahnlinie nach Oberschlesien in die Tat umgesetzt. Der Investor war die Oberschlesische Eisenbahn AG.

Der Märkische Bahnhof in Breslau. Fot. wikipedia.

Am 1. Mai fand ein Testlauf auf der Strecke von Breslau nach Ohlau (heute Oława) statt. Am 22. Mai um 6 Uhr morgens begann der reguläre Dienst. Im ersten “fahrplanmäßigen” Zug befanden sich Berichten zufolge 102 Fahrgäste. Es war ein hochkarätiges Ereignis: Ein Orchester spielte am Bahnhof, der Zug wurde von Vertretern der örtlichen Behörden und einer Menge Schaulustiger begrüßt. Kein Wunder, denn Zugfahren war noch nicht alltäglich, und eine riesige Maschine auf den Gleisen war ein ganz gewöhnlicher Anblick.

Fahrplan der Oberschlesischen Eisenbahn, 1848. Quelle: wikipedia.

Der erste Bahnhof steht noch heute
Das Gebäude des ersten Bahnhofs in Breslau, des Oberschlesischen Bahnhofs, ist erhalten geblieben. Das Gebäude ist in der ul. Małachowskiego 13 zu sehen. Es ist sogar eine Gedenktafel angebracht, die an die Eröffnung der Strecke nach Ohlau erinnert. Sie wurde 1992, also zum 150. Jahrestag der Eröffnung dieser Verbindung, dort aufgestellt (s. Bild unten).

Und der Name dieses Objekts rührt daher, dass die Strecke von Anfang an als Verbindung zwischen Breslau und Oberschlesien geplant war. Sie wurde systematisch und schnell erweitert. Bereits 1846 war es möglich, mit dem Zug von Breslau nach Gleiwitz (Gliwice) und 1847 nach Myslowitz (Mysłowice) zu fahren. Das im klassizistischen Stil errichtete Gebäude der ehemaligen Oberschlesischen Eisenbahn steht zwar formell unter Denkmalschutz, wird aber leider immer noch stark vernachlässigt.

Bahnhöfe wie Pilze nach dem Regen
Die Eisenbahn entwickelte sich so schnell, dass der oberschlesische Bahnhof nach etwa einem Dutzend Jahren zu klein wurde. Er wurde durch den heutigen Hauptbahnhof ersetzt, der bereits 1857 eröffnet wurde. Erwähnenswert ist, dass in der Zwischenzeit – im Jahr 1843 – der Freiburger Bahnhof (Dworzec Świebodzki) an der Strecke von Breslau nach Königszelt (Jaworzyna Śląska) und Freiburg (Świebodzice) eröffnet wurde, obwohl es sich zunächst um eine bescheidene Einrichtung handelte. Später wurde es durch ein größeres Gebäude ersetzt, das bis heute existiert. Seit 1991 sind dort keine Züge mehr abgefahren, aber es gibt Pläne, den Verkehr dort wieder aufzunehmen, wahrscheinlich den Agglomerationsverkehr.
1844 wurde in unmittelbarer Nähe des Freiburger Bahnhofs der Niederschlesisch-Märkische Bahnhof eröffnet, wo die Berliner Linie begann. Nur der Turm und ein Teil des Nordflügels sind bis heute erhalten geblieben. Heute folgen die Straßenbahnschienen teilweise den Gleisen der ehemaligen Eisenbahn.

Der ehemalige Oberschlesische Bahnhof befindet sich heute in der ul. Małachowskiego 13 in Wrocław.

Text und Bilder: Sławomir Szymański