Schlesische Digitale Bibliothek

Oberschlesiens alltägliche Geschichte online zugänglich

In den Beständen der Schlesischen Digitalen Bibliothek befinden sich über eine halbe Million historische Bücher, Veröffentlichungen, Zeitungen und sonstige Dokumente. 

In den Beständen der Schlesischen Digitalen Bibliothek (Śląska Biblioteka Cyfrowa, SBC) befinden sich über eine halbe Million historische Bücher, Veröffentlichungen, Zeitungen und sonstige Dokumente. Bei einem Großteil von ihnen handelt es sich um deutschsprachige Werke. Der Umfang der Sammlung macht die SBC zu einer wichtigen Adresse für alle Schlesienforscher und Hobbyhistoriker. Bereits vor zwei Jahren berichtete Silesia-News über die Digitalisierung aller Nummern (mit Ausnahme der letzten Ausgaben von 1945) der großen regionalen Zeitung „Der oberschlesische Wanderer“. Neben der Hauptzeitung kann u. a. auch in der einst sehr populären illustrierten Beilage „Oberschlesien im Bild“ online geblättert werden. Komplett oder fast komplett digitalisiert wurden bereits auch mehrere weitere deutschsprachige Pressetitel aus der Region, um die katholische „Oberschlesische Volksstimme“ (Jahrgänge 1883–1933), die „Ostdeutsche Morgenpost“ (1919–1944) oder die „Oberschlesische Zeitung“ (1875–1945) zu nennen.

Titelseite der Nummer 3/1929 von „Oberschlesien im Bild“, der sehr populären illustrierten Beilage des „Oberschlesischen Wanderers“. Quelle: SBC.

Interessanterweise stammen die letzten Nummern des letztgenannten Blattes aus dem Februar 1945, als sich ein Teil Oberschlesiens bereits unter sowjetischer Kontrolle befand. Ein spannendes Zeitdokument ist überdies die Presse der deutschen Minderheit aus Polnisch-Oberschlesien. Außer dem auflagenstarken Blättern „Oberschlesischen Kurier“ und der „Kattowitzer Zeitung“ ist mittlerweile auch „Der Deutsche in Polen“ (1934–1939) online zugänglich. Das vom Senator Eduard Pant, einem entschlossenen Gegner von Hitler und dem Nationalsozialismus gegründete Wochenblatt ist insofern interessant, als es in deutscher Sprache kritisch über die Entwicklungen im Deutschen Reich berichtete (mehr zu E. Pant können Sie hier lesen).

„Der oberschlesische Kurier“ –  die auflagenstärkste Zeitung der deutschen Minderheit in Polnisch-Oberschlesien, Organ der Deutschen Katholischen Volkspartei. Quelle: SBC.

Zu den interessanten Zeitdokumenten, die in der SBC verfügbar sind, gehört „Das deutsch-polnische Abkommen über Oberschlesien vom 15. Mai 1922”. Dieses in Genf unterzeichnete Vertrag regelte für die Dauer von 15 Jahren viele politische, ökonomische und soziale Fragen in der nun geteilten Region, unter anderem garantierte er den nationalen Minderheiten einen entsprechenden Schuts. Vor allem für Lokalhistoriker und Familienforscher sind die zahlreichen Einwohnerbücher aus der Zeit des Kaiserreichs, der Weimarer Republik und des Deutschen Reiches eine wichtige historische Quelle.

Erwähnenswert sind überdies die etwa 10.000 Objekte zählende Sammlung von Illustrationen, Postkarten und Fotografien, zum Teil aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, sowie die Kartensammlung (ca. 1.500 Objekte), die auch Messtischblätter enthält.

Die Schlesische Digitale Bibliothek wurde 2006 als gemeinsames Vorhaben der Schlesischen Bibliothek Kattowitz/Katowice und der Schlesischen Universität Kattowitz gegründet. Die digitale Sammlung umfasst derzeit 507.689 Bücher, Zeitungen, Publikationen, Manuskripte, Altdrucke, Postkarten und Fotografien sowie Werke anderer Art. Ihren thematischen Schwerpunkt bilden Oberschlesien und benachbarte Regionen sowie die früheren Ostgebiete Polens. Die meisten Materialien sind gemeinfrei.

Eines der vielen Messtischblätter aus Oberschlesien, die sich in der digitalisierten Sammlung befinden. Quelle: SBC

Internetadresse der Schlesischen Digitalen Bibliothek in deutscher Sprache. Hier in polnischer Sprache.

Text: Dawid Smolorz