Fantastische Tierwesen im Nationalforum für Musik in Wrocław (Breslau)

Die neue Breslauer Philharmonie setzt auf Dialog der Künste und wird zum Ort der Kunst und Kultur im Allgemeinen

Bildende Kunst hat an dem Ort eine lange Tradition aus der Vorkriegszeit.

Das Nationalforum für Musik (Narodowe Forum Muzyki, NFM) in Wroclaw (Breslau) präsentiert ab dem 3. Februar und bis zum 16. April 2032 die Ausstellung „Fantastische Tierwesen“. Bildende Kunst hat an diesem Ort eine lange, auch wenn zeitweise unterbrochene Tradition.

An der Stelle, wo heutzutage das Nationalforum für Musik steht, stand früher das Gebäude des Ständehauses und später des Schlesischen Museums für Kunstgewerbe und Altertümer. Postkarte aus der Sammlung von Małgorzata Urlich-Kornacka.

Historischer Rückblick

An der Stelle, wo heutzutage das Nationalforum für Musik steht (plac Wolności, früher Exerzierplatz/Schlossplatz), stand seit 1846 das Gebäude des Ständehauses. Nachdem sich das Gebäude für Provinzialregierung zu klein erwiesen hatte, wurde es zum Verkauf angeboten. Dank der finanziellen Unterstützung des Stadtältesten Heinrich von Korn, der 1896 eine stattliche Summe seiner Stadt überwies mit der Bestimmung, das Gebäude zu kaufen und es zu Museumszwecken auszubauen, wurde das alte Ständehaus von der Provinz seitens der Stadt erworben, unter Oberleitung des Städtebaurats Richard Plüddemann und der Aufsicht des Stadtbauinspektors Friedrich Friese umgebaut und am 27. November 1899 als Schlesisches Museum für Kunstgewerbe und Altertümer eröffnet.

Das Breslau der Vorkriegszeit besaß ein großes Konzerthaus in der Gartenstraße 39/41. Nach dem Umbau im Jahre 1925, der von dem genialen Architekten Hans Poelzig durchgeführt wurde, konnten im Hauptsaal 1478 Besucher Platz finden. Quelle: Technische Universität Berlin, Architekturmuseum, Inw. Fot. 1704

Ideen in der Nachkriegszeit

Im Jahre 1945 wurde das Museum völlig zerstört. In den 1970er Jahren entstanden Pläne, den Platz zu bebauen und so wurde 1974 ein Architekturwettbewerb für das Gebäude der niederschlesischen Operette ausgeschrieben. Wegen Geldmangels wurde die Investition aber nicht realisiert.

Zu der Idee – diesmal Bau einer neuen Philharmonie – ist man 2005 zurückgekommen. Den international ausgeschriebenen Architekturwettbewerb für den Bau des Nationalforums haben die Warschauer Architekten Ewa und Stefan Kuryłowicz aus dem Architektenbüro Kuryłowicz & Associates gewonnen. Das Nationalforum für Musik wurde am 4. September 2015 eröffnet und bildet eines der größten und modernsten Konzertkomplexen in diesem Europateil.

Narodowe Forum Muzyki in Wrocław, Foto: visit wroclaw.

Das Erbe des alten Museums

Die Institution übernahm auch im gewissen Maße das Erbe des damaligen Museums für Kunstgewerbe und Altertümer. Sie bietet Raum nicht nur für Musik, sondern für Kunst und Kultur im Allgemeinen. An den Wänden und in den Fluren des Gebäudes werden regelmäßig verschiedene Kunstwerke, überwiegend aus der Breslauer Kunstakademie, gezeigt. Man kann sie sich zu den Öffnungszeiten des Objekts kostenlos anschauen. Bis zum 16. April 2023 wird hier die Ausstellung “Fantastische Tierwesen” präsentiert.

Magdalena Abakanowicz, Sitzender Mutant (1996).

“Wir sind offen für alle fantastischen Ideen, insbesondere für solche, die auch uns inspirieren. Das diesjährige Motto des Festivals Wratislavia Cantans lautet “Mutter-Natur”, “Mutter-Erde” – wir sind ein Teil der Natur, wir und alle lebenden Wesen. Die Skulpturen in diesen Innenräumen sehen so aus, als wären sie hier zu Hause” – sagte bei der Eröffnung der Ausstellung am 3. Februar der Direktor des Forums, Andrzej Kosendiak.

Das Nationalforum für Musik bildet eines der größten und modernsten Konzertkomplexen in diesem Teil Europas. Die Gesamtfläche des Hauptgebäudes beträgt 48 500 Quadratmeter.

Inspiration Natur

Die Natur gibt uns Nahrung und ernährt (beflügelt) auch unsere Phantasie. Wir verdanken den Tieren viel, nehmen sie wahr, erkennen ihre Rechte, aber zugleich sind wir uns der Tatsache bewusst, dass durch unsere Tätigkeit die Natur sukzessive zerstört wird. Bei diesem Prozess vergessen wir, wie wichtig die Tiere für unsere Phantasie waren und sind. Die Welt der Legenden und Mythen geht für immer verloren. Zum Glück gibt es Künstler: sie haben eine ungezügelte Phantasie und werden immer diese Motive bearbeiten. Und auf welche Art und Weise – kann man in der Ausstellung im NFM sehen.

Das Nationalforum der Musik wurde am 4. September 2015 eröffnet.

In der Ausstellung sind Werke von 23 bekannten und wenigen bekannten Künstlern präsentiert: Magdalena Abakanowicz, Paweł Althamer, Plamen Bratanow, Mieczysław Chojnacki, Bronisław Chromy, Beata Czapska, Anna Dębska, Mitko Dinev, Zbigniew Dudek, Jerzy Jarnuszkiewicz, Jumber Jikia, Anna Kamieńska-Łapińska, Marek Kijewski, Jolanta Kłyszcz de Kentros, Józef Kopczyński, Tadeusz Koper, Michał Leszczyński, Sławomir Lewiński, Władysław Pawlik, Andrzej Pawlowski (Pawłowski), Adam Procki, Anna Rodzińska-Iwańska und Ursula von Rydingsvard.

Diese außergewöhnlichen Werke kommen aus dem Zentrum für polnische Bildhauerei in Orońsko (CRP, Centrum Rzeźby Polskiej w Orońsku). Das Zentrum umfasst derzeit die größte und zugleich prestigeträchtigste Sammlung von Werken polnischer Künstler – der verstorbenen, die bereits zu Klassikern gehören, aber auch der zeitgenössischen Künstler. Es ist das zweite Mal, dass das Nationalforum für Musik eine Ausstellung aus der umfangreichen Sammlung des CRP ausrichtet, die diesmal dem Thema Tiere gewidmet ist.

“Die Bildhauerei erzählt anders als die Literatur, zeigt anders als die Malerei. Die Ausstellung präsentiert erfundene Tierwesen ohne Kontext oder Hintergrund. Individuen, allein und ungeschützt. Sie sind Helden, die aus alten, vergessenen Geschichten gerissen wurden. Wir laden Sie ein, ihre Geschichten neu zu erfinden, die Mythen, Legenden und Märchen über sie zu rekonstruieren. Ohne diese Arbeit verschwindet die Phantasiewelt” – sagt der Kurator der Ausstellung Dr. hab. Maciej Aleksandrowicz.

Die Ausstellung “Fantastische Tierwesen” ist bis zum 16. April 2023 zu sehen.

Text und Bilder: Małgorzata Urlich-Kornacka
Narodowe Forum Muzyki