Es ist nicht alles Gold, was glänzt!

Ein Beitrag zum Thema museale Bestandsaufnahme und Erfassung

Neben vielen anderen Funktionen ist das Oberschlesische Landesmuseum ein Ort des Sammelns von Objekten zur Geschichte und Kultur Oberschlesiens.

Neben vielen anderen Funktionen, die das Oberschlesische Landesmuseum in Ratingen erfüllt, ist es ein Ort, an dem seit mehreren Jahrzehnten Objekte zur Geschichte und Kultur Oberschlesiens gesammelt werden. Dazu gehören sehr unterschiedliche Gegenstände, wie beispielsweise Münzen, Keramik, Trachten, Gemälde, Eisenkunstguss etc. Von diesen Sammlungsobjekten wird ein kleiner Teil in der Dauerausstellung gezeigt. Der viel größere Teil befindet sich wohl verwahrt in Räumen, die nicht öffentlich zugänglich sind, in den Depots. Um diese Objekte nun eines Tages für Ausstellungszwecke, für Wissensvermittlung und Forschung verwenden zu können, ist es notwendig über ihre Eigenschaften Bescheid zu wissen. Meine Aufgabe als wissenschaftliche Hilfskraft ist es, Informationen wie Datierung, Material, Hersteller, bildliche und textliche Darstellungen oder auch den Verwendungszweck der Objekte zu ermitteln und in eine Datenbank einzupflegen.

Einige Informationen sind aufgrund der Mitteilungen, die der Stiftung Haus Oberschlesien durch den Verkäufer oder den Spender eines Objektes in der Vergangenheit gemacht wurden, bekannt. Schon die Ermittlung dieser hauseigenen Objektdokumentation ist allerdings kompliziert, weil im Laufe der Zeit die Dokumentationsstandards der Akten und Karteien sich mehrfach geändert haben. Dort, wo Informationen fehlen, beginnt eine Detektivarbeit. Zielführend ist häufig eine genaue Betrachtung des Objektes. Winzige und versteckt angebrachte Herstellermarken oder Kürzel, die bei Metallen eingeprägt, bei Glas und Keramik aufgemalt oder aufgeklebt sind, verweisen auf Hersteller und Künstler. Die Farbigkeit eines Metalls gibt erste Hinweise auf die genaue Art des Metalls. Bronze und Eisen lassen sich auch für den Laien gut unterscheiden. Dabei sollte man berücksichtigen, dass die Hersteller aus Kostengründen häufig den Kern eines Gegenstandes aus einem unedlen Metall fertigten, die Oberfläche dann aber mit einem Edelmetall oder auch nur mit einem entsprechenden Anstrich überzogen haben. „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“ – ist für diese Arbeit ein guter Leitspruch.

© SHOS|OSLM, Monika Nonnenmacher.

Eine andere Herausforderung ist die Ermittlung des Verwendungszwecks eines Gegenstandes. Neben rein künstlerischen Objekten verfügt die Sammlung des OSLM über eine große Anzahl von Gebrauchsgegenständen, die Auskunft über die Alltagsgewohnheiten der Menschen in früheren Zeiten geben. Wer weiß beispielsweise wie ein Taschenuhrständer aussieht? Wie unterscheidet sich eine Haushaltschere von einer Dochtschere? Antworten auf diese Fragen erhält man mitunter durch einen Blick in die Literatur. Hersteller, wie die Königliche Eisengießerei in Gleiwitz/Gliwice, haben ihre Produkte in Verkaufskatalogen beschrieben und abgebildet. Diese mittlerweile digitalisierten Kataloge lassen sich im Internet einsehen. Die Abbildung eines Sammlungsobjektes hier zu finden, ist ein wahrer Volltreffer, aber auch Hinweise auf ähnliche Objekte helfen bei der Suche nach einer Bezeichnung, die dann die Grundlage für weitere Recherchen darstellt.

Sehr wichtig für das OSLM ist die Ermittlung des Objektwertes, da die Stiftung den genauen Wert der musealen Sammlung für ihre zukünftigen strategischen Entscheidungen kennen muss. Bei der Wertermittlung wird zunächst der Ankaufswert eines Gegenstandes recherchiert. Vielfach wurden Objekte in Auktionen und im Kunsthandel durch die Stiftung erworben, wenn sie nicht als Schenkungen oder Nachlässe in den Bestand der Sammlung übergingen. Auktionshäuser veröffentlichen in der Regel vor Beginn einer Auktion einen Katalog, in welchem die Auktionsgegenstände beschrieben und ein jeweils von Experten berechneter Schätzpreis angegeben wird. Heutzutage sind diese Auktionskataloge auf den Homepages der Auktionshäuser abrufbar, früher wurden sie gedruckt und an Kaufinteressenten verschickt. Mit etwas Glück finden sich die für unsere Sammlungsobjekte relevanten Auktionskataloge aus den 1980er bis 1990er Jahren in öffentlichen Bibliotheken. Ein Blick in diese Verkaufsschriften lohnt sich nicht nur aufgrund der dort angegebenen Schätzpreise, sondern auch wegen der enthaltenen kunsthistorischen Kurzgutachten zu den einzelnen Stücken.

Aus diesen vielen Puzzlestücken setzt sich die Inventarisierung der Sammlungsobjekte zusammen, deren in eine Datenbank eingepflegten Ergebnisse in Zukunft nicht nur die interne Ausstellungskonzeption erleichtern, sondern auch mehr Transparenz in die Sammlung bringen sollen. Dies dient einerseits der Verbesserung des Leihverkehrs zwischen den Museen, andererseits wird so die öffentliche Einsicht in die Sammlungsbestände auf digitalem Weg ermöglicht werden.  

Text: Benjamin Döring, wissenschaftliche Hilfskraft am Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen-Hösel