Eine der schönsten Ruinen Oberschlesiens

Das neue Leben des Schlosses Tworkau (Tworków)

Mehr als sieben Jahrzehnte lang war das Objekt ein fragwürdiges Wahrzeichen dieses im Kreis Ratibor (Racibórz) gelegenen Ortes.

Das zerstörte Schloss in Tworkau (Tworków) war mehr als sieben Jahrzehnte lang das fragwürdige Wahrzeichen dieses im Kreis Ratibor (Racibórz) gelegenen Ortes. Heute zählt es zu den touristischen Attraktionen im Süden Polnisch-Oberschlesiens. Zwar wurde die Anlage nicht wiederaufgebaut, doch kann sie als die gesicherte Ruine besichtigt werden. Beeindruckend ist das Schloss nicht nur wegen seiner Größe, sondern auch wegen der immer noch gut erkennbaren eleganten architektonischen Form. Den Höhepunkt der Besucherroute, die unter anderem durch historische Kreuzgänge führt, bildet die Aussichtsplattform, die sich auf dem 21 Meter hohen Uhrturm befindet. Sie bietet einen Blick auf das Odertal und das nahe Hultschiner Ländchen.

2022 wurde am Schlossturm eine Uhr installiert. Foto: Gemeindeamt Kreuzenort (Urząd Gminy w Krzyżanowicach).

Die Renaissanceresidenz entstand in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vermutlich auf dem früheren Standort einer mittelalterlichen Burg. Anfangs diente sie als Familiensitz des Geschlechts Wiskota von Wodnik, später waren die von Eichendorffs die Herren auf Tworkau. In ihrer Herrschaftszeit wurde in der Nähe des Schlosses ein Park im englischen Stil angelegt. Die letzten Besitzer, in deren Hand das Objekt bis 1945 blieb, entstammten der Familie von Saurma-Jeltsch. Heute gehört die historische Residenz der Gemeinde Kreuzenort (Krzyżanowice).

Tworkau Turm. Quelle: Wikimedia Commons, Olos88.
Modell des Schlosses. Quelle: Kamil Czaiński, Wikimedia-Commons.

Wie mehrere hundert Adelssitze in Ober- und Niederschlesien wurde auch das Schloss Tworkau in der Endphase des Zweiten Weltkrieges 1945 von den Rotarmisten in Brand gesetzt. In diesem Fall muss jedoch erwähnt werden, dass die Anlage zum damaligen Zeitpunkt nicht mehr ganz intakt war. Denn bereits 1931 wurde sie infolge eines Brandes stark in Mitleidenschaft gezogen. Das Feuer habe man aus 60 Kilometern sehen können – so die Überlieferung von vor 90 Jahren. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelte es sich dabei um einen versuchten Versicherungsbetrug. Von der Feuerkatastrophe blieben aber einige Räume verschont, wie die nach dem Brand erstellten fotografischen Aufnahmen beweisen. Einige von ihnen wurden auf dem Portal www. fotopolska.eu, Stichwort „Pałac w Tworkowie“, veröffentlicht. Eine faktische Zäsur und eine Unterbrechung der historischen Kontinuität stellten daher für das Schloss erst die tragischen Ereignisse des Jahres 1945 dar.

Tworkau Schloss. Quelle: Wikimedia Commons,
Marcin Konsek.
Tworkau Westflügel. Quelle: Wikimedia Commons, Olos88.

Die Ruine ist einschließlich der Aussichtsplattform vom 1. März bis zum 30. November täglich von 10.00 bis 19.00 Uhr für Besucher zugänglich. Der Eintritt ist frei.

Text: Dawid Smolorz