Vor 70 Jahren starb in Berlin-Müggelheim Prof. Johannes Maximilian Avenarius (1887-1954)
Er war Maler, Grafiker, Illustrator, Dichter und ein treuer Freund von Gerhart Hauptmann. Sein Grab befindet sich in Görlitz.
„Wer war er? Jedenfalls ein Mensch besonderer Art, dies drückte sich schon in den ausgeprägten Zügen seines Antlitzes und in seiner Erscheinung aus“ – so steht in der Rede anlässlich der Einäscherung, die einige Tage nach seinem Tod – am 27. August 1954 – gehalten wurde. „Auf wen das Feuer seines Geistes ausströmte, dem bleibt das ewig unvergesslich. Und wer hatte die andere wertvolle Gabe, das Lichtvolle und Ewige, das in ihm verkörpert war, in seine Kunst und seine aufgezeichneten Gedanken und seine Dichtung als das Ewigbleibende ausströmen zu können“.
Der Text der Rede (in Gänze unten) gehört zu den Materialien, die von den Vertretern des Müggelheimer Heimatvereins aus Berlin-Müggelheim an das Städtische Museum „Gerhart-Hauptmann-Haus“ in Agnetendorf übergeben wurden. Der Autor konnte nicht ermittelt werden, der Schreibstil lässt aber einen versierten Schreiber oder gar Schriftsteller vermuten. In der Rede wurde Avenarius in vielfacher Hinsicht gedacht: vor allem als Mensch: „Wir sahen ihn mit Liebe und Interesse den Kleinsten und Unscheinbarsten sich zuwenden, wir sahen ihn so belehrend und tröstend am Biertisch in der Schenke oder irgendwo auf dem Wege, und so hat er auch den sogenannten unbedeutenden Menschen nicht unbeschenkt gelassen“. Weiter als Freund von Gerhart Hauptmann – er war dabei, als der Sonderzug mit den menschlichen Überresten von Gerhart Hauptmann das Riesengebirge in Richtung Hiddensee verlassen hat. Einige Zeit danach verließ auch Avenarius seine Heimat und ließ sich in Berlin-Müggelheim nieder. Avenarius hatte Gerhart Hauptmann viel zu verdanken: vor allem den Auftrag für die Ausmalung der Paradieshalle, als er sich in großer finanziellen Not befand. Und das hat er Hauptmann nie vergessen. Wie es in der Trauerrede steht, „es ist aber Avenarius nicht mehr vergönnt gewesen, die geplante große Gedächtnisstätte des Dichters vollendet errichtet zu sehen“. Er hatte dafür Glück, den großen Dichter zu den Lebzeiten auf seine Art und Weise zu gedenken: er war Autor von vielen Hauptmanns-Porträts. „Hier wird, hoffen wir, Avenarius mit seinen packenden Altersbildnissen des Dichters vertreten sein, denn niemand anders hat das Andenken des Dichters so in Bildnissen verewigt wie Avenarius“.
Und vor allem wurde aber des Verstorbenen als Dichters gedacht. Bei der Trauerfeier wurde u. a. sein Gedicht vorgelesen, das Avenarius 12 Jahre früher anlässlich des Todes seines Freundes verfasste:
Nichts Finsteres bringt der Tod: er trägt der Liebe Licht,
das Dich, der ging, und uns mit Strahlenkranz umflicht.
Mög’ was wirken solle, verkläret sein vom Schein
Des Ewigen, wundervollen – und mög’s beständig sein!
Bis heute sind zahlreiche Dichtungen von Avenarius wenig bekannt. Gedichte, autobiographische Texte, Erinnerungen warten noch auf Aufarbeitung, Herausgabe und vielleicht auf die Übersetzung ins Polnische. Manche Orte, mit denen er verbunden war, liegen nämlich in Niederschlesien. Als Beispiel kann Greiffenberg (Gryfów Śląski) genannt werden. Hier wurde Avenarius am 7. Januar 1887 geboren, hier hat er auch die ersten Jahre seiner Kindheit verbracht. Sein Werk „In der Morgensonne meines Lebens“ könnte für die heutigen Einwohner des Städtchens am Queis eine interessante und wertvolle Quelle der Informationen über das damalige Leben sein. Für den bekannten Künstler und Dichter haben die Greiffenberger eine Gedenktafel enthüllt. Sie hängt an seinem Geburtshaus.
Johannes Maximilian Avenarius ist am 21. August 1954 gestorben und ruht auf dem Nikolaifriedhof in Görlitz. Ursprünglich wurde er in Berlin-Müggelheim beerdigt. Vier Jahre später wurde seine Urne nach Görlitz überführt. Anhand des Berichts des Gräbers Fabers wissen wir, dass „die Ausgrabung und Übersendung der Urne des Verstorbenen am 22. September1958 stattfand. „Als Geschenk wurde seinerzeit von einem Schüler des verstorbenen ein eisernes Grabkreuz entworfen und ausgeführt, welches auf der Grabstelle auf dem Friedhof in Görlitz aufgestellt wurde.“ Seit dem 18. April 1959 ist hier die letzte Ruhestätte von Johannes Maximilian Avenarius.
Text: Małgorzata Urlich-Kornacka
Rede zur Einäscherung des Freundes Prof. Johannes M. Avenarius, verstorben am 21. August 1954 in Müggelheim, am 27. August 1954 im Krematorium Baumschulenweg: