Vor 1000 Jahren wurde der erste polnische König gekrönt
Boleslaw der Tapfere durfte deswegen als vierter König dabei sein.
Bei dem traditionellen Dreikönigszug am 6. Januar tauchten in der niederschlesischen Hauptstadt Breslau (Wrocław) dieses Jahr vier Könige auf. Drei sind weltweit bekannt: Kaspar, der für Afrika zuständig ist, Melchior, der das Europa repräsentiert und Balthazar aus Asien. Der vierte, der am Anfang des feierlichen Zuges zu sehen war, war der polnische König Bolesław Chrobry (Boleslaw I. der Tapfere). 1025 wurde er zum ersten polnischen König gekrönt und Polen damit zum Königreich. Und dieses Ereignis wird in diesem Jahr in Polen gefeiert. Der polnische Senat (die zweite Kammer des polnischen Parlaments) hat das Jahr 2025 zum „Bolesław-Chrobry-Jahr“ erklärt. Der erste polnische König aus der Piasten-Dynastie erfreut sich auch in Wrocław einer besonderen Popularität, weil er im Jahre 1000 drei Bistümer, darunter das Bistum Breslau, gegründet hat. Das Jahr 1000 wird deswegen zu den wichtigsten Daten der Geschichte der Oder-Metropole mitgezählt.
Bolesław Chrobry wurde im Jahr 967 als Sohn des polnischen Herzogs Mieszko I. und der böhmischen Herzogin Dobrawa (Dubrawka) geboren. Nach dem Tod seines Vaters wurde er im Alter von 25 Jahren Fürst von Polen. Als Herrscher war er ein guter Stratege und Politiker und vergrößerte sein Territorium erheblich. Während seiner Herrschaft wurden die polnischen Gebiete durch siegreiche Feldzüge und wirksame Bündnisse konsolidiert. In Europa genoss Bolesław Chrobry zu dieser Zeit großes Ansehen.
Im Jahr 997 unterstützte er den Prager Bischof Adalbert bei seiner Evangelisierungsmission bei den heidnischen Prußen (Pruzzen), von denen der Bischof am 23. April den Märtyrertod fand. Daraufhin kaufte Bolesław Chrobry den Leichnam des Märtyrers von den Heiden ab (der Legende nach musste er so viel Gold bezahlen, wie der Heilige gewogen hat) und ließ ihn in Gnesen (Gniezno) beisetzen. Die rasche Heiligsprechung des heiligen Adalbert ermöglichte es, die Errichtung eines Erzbistums in Gnesen anzustreben, was auf dem sog. Akt von Gnesen im Jahr 1000 anlässlich der Wallfahrt des deutschen Kaisers Otto III. zum Grab des heiligen Adalbert bestätigt wurde. Außerdem wurden zu dieser Zeit Bistümer in Krakau (Kraków), Kolberg (Kołobrzeg) und Breslau (Wrocław) gegründet, was zur Entstehung einer unabhängigen polnischen Kirche führte. Diese Tatsache stärkte Polen auf der internationalen Bühne erheblich. Auf dem Akt von Gnesen würdigte Kaiser Otto III. die Tätigkeit von Herzog Bolesław und setzte ihm symbolisch sein eigenes Diadem auf den Kopf, womit der Prozess seiner Krönung begann. Die offizielle Krönung von Bolesław zum ersten König von Polen fand laut Überlieferung am 18. April 1025 in der Erzkathedrale in Gnesen statt. Die Krönung war auch ein politischer Akt und eine Manifestation der Unabhängigkeit und Souveränität des polnischen Staates. Von da an wurde Polen als Königreich bezeichnet und beschrieben.
Der Dreikönigstag wird seit Jahren in vielen Städten Europas besonders gefeiert. Der 6. Januar ist ein Feiertag in Polen. An diesem Tag finden traditionell feierliche Züge statt, bei denen man die Gestalten der Heiligen Drei Könige und viele andere symbolische Figuren sehen kann: Hirten, Engel, Teufel oder solche, die nur für eine konkrete Stadt charakteristisch sind. In Breslau gehört auch immer der Laternenanzünder als Symbol der städtischen Tradition dazu.
Der Dreikönigtag wird als Anlass zum gemeinsamen Weihnachtliedersingen genutzt. Die Teilnehmer bekommen Papierkronen und gedruckte Weihnachtsliederbücher. Der feierliche Zug begann in Breslau auf der Dominsel (Ostrów Tumski) und endete auf dem Ring (Rynek), wo ein Konzert der Gruppe Arka Noego (Arche Noah, populär für christliche Lieder für Kinder) stattfand. Während des Tages wurde auch vom Caritas eine Spendenaktion zur Unterstützung der Flutopfer vom September 2024 organisiert.
Text und Bilder: Małgorzata Urlich-Kornacka