In diesem Jahr beginnen die Arbeiten am Museum der Waldenburger
Endlich gibt es auch Mittel für die lang ersehnte Renovierung der Villa Daisy.
Die niederschlesische Stadt Waldenburg (Wałbrzych) hat Ende letzten Jahres eine Ausschreibung für den Bau des Museums der Waldenburger veröffentlicht. Es ist bereits bekannt, dass es den Namen „Tygiel” (also „Schmelztiegel”) tragen wird. Dieser Name spielt auf die multikulturelle Vergangenheit und die verschiedenen Traditionen an, die den Charakter dieser Stadt geprägt haben. Dies zeigt sich nicht nur in der fernen, sondern auch in der jüngeren Vergangenheit. Nach 1945 kamen Bergleute aus dem Vorkriegs-Ostpolen, sowie eine große Gruppe polnischer Rückkehrer aus den Kohleabbauregionen Frankreichs und Belgiens sowie aus Westfalen hierher. Hinzu kamen Zuwanderer aus verschiedenen Regionen Polens und dazu auch Griechen, Mazedonier, Juden, Lemken und Bojken.
Der Stadtpräsident von Wałbrzych, Dr. Roman Szełemej, erklärte, dass es sich nicht um ein klassisches Museum handelt. „Dies soll ein Raum werden, in dem sich das Schicksal der Einwohner von Wałbrzych widerspiegelt. Der Einwohner, die vor langer Zeit hier lebten, vor 100 oder 150 Jahren, aber vor allem der, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg hierher kamen“, sagt er.
Der „Schmelztiegel” wird sich auf dem Gelände des Wissenschafts- und Kunstzentrum Alte Zeche (Stara Kopalnia) befinden, genauer gesagt an dem Ort, an dem früher das Kraftwerk des ehemaligen Bergwerks „Julia” in Betrieb war. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Bergbautraditionen im Museum an erster Stelle stehen werden. Natürlich sind sie für das heutige Wałbrzych sehr wichtig – auch wenn dort schon lange keine Kohle mehr gefördert wird – aber das Museum soll die gesamte Sozialgeschichte der Stadt darstellen. Es soll zeigen, wie die Schicksale von verschiedenen Bewohnern von Waldenburg/ Wałbrzych miteinander verwoben waren. Die von ihnen gesammelten Artefakte sollen einen wichtigen Teil der Ausstellung bilden. Die Eröffnung ist für Mitte 2026 geplant.
Im diesjährigen Budget der Stadt Wałbrzych sind mehr als 13 Mio. PLN für die Umgestaltung und den Ausbau des ehemaligen Kraftwerksgebäudes im Hinblick auf den „Schmelztiegel“ vorgesehen. Mehr als 35 Mio. PLN sind für die museale Umgestaltung der Sortieranlage und der Eisenbahnwaage vorgesehen, die sich ebenfalls im historischen Komplex der Alten Grube befinden.
Im vergangenen Sommer wurde Wałbrzych um eine weitere Attraktion bereichert, die auf die Kohleabbautradition der Stadt verweist. In einem Park auf einem Hügel oberhalb des Stadtzentrums wurde ein Aussichtsturm eröffnet, dessen Form an die Kühltürme der Bergbauindustrie erinnert.
Weitere Investitionen in das kulturelle Erbe
Am 2. Januar 2025 gab die Waldenburger Angelus Silesius Akademie für angewandte Wissenschaften bekannt, dass sie europäische Fördermittel für die Modernisierung der sog. Villa Daisy erhalten hat, einem Gebäude aus den frühen 1920er Jahren, in dem die Fürstin Daisy von Pless am 29. Juni 1943 starb und das sich auf dem Geländer der Hochschule befindet. Das Gebäude war seit Jahren baufällig. Zwar hat die Akademie vor einigen Jahren das Dach repariert, um einen weiteren Verfall zu verhindern, doch fehlten ihr die Mittel für eine umfassendere Renovierung. Das Gebäude wird nun den akademischen Inkubator für Unternehmen und Start-ups beherbergen. Die Arbeiten sollen noch in diesem Jahr beginnen.
Im Schloss Fürstenstein sollten die Arbeiten in den Räumen, die einst von Daisy bewohnt wurden, bereits zu Ende sein. Ihr Ziel ist es, das Boudoir der Herzogin nachzubauen. Im Jahr 2023 wurden dort bereits ein Wohn- und ein Schlafzimmer nachgebaut, und der historische Kamin ist in das Boudoir zurückgekehrt (als erstes Element des nachgebauten Raums). Die Gemächer der Fürstin wurden nach Kriegsende von der Organisation Todt, die am Bau des „Komplex Riese” beteiligt war, praktisch verwüstet.
Text: Sławomir Szymański