Industriekulturelles Erbe in Polen am Beispiel Oberschlesien

Ausstellung in Marburger Herder-Institut thematisiert den Strukturwandel in Oberschlesien

Veränderungen der letzten Jahrzehnte auf dem Gebiet zwischen Gleiwitz und Myslowitz werden mit Fotografien und Texten dokumentiert.

Im Marburger Herder-Institut wurde am 22. Mai 2025 die Ausstellung „Industriekulturelles Erbe in Polen am Beispiel Oberschlesien“ eröffnet. Fotografien von Anke Illing und Thomas Voßbeck, ergänzt durch Texte von Dawid Smolorz, setzen sich eindrucksvoll mit dem Wandel auseinander, der sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten auf dem zwischen Gleiwitz (Gliwice) und Myslowitz (Mysłowice) gelegenen Gebiet vollzog.

Arbeitersiedlung Nikischschacht in Kattowitz (Katowice). Foto aus dem Projekt „Oberschlesien aus der Luft“. Foto: Thomas Voßbeck

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der östliche Teil Oberschlesiens zur wichtigsten mitteleuropäischen Montanregion. Mehr als anderthalb Jahrhunderte lang prägten gewaltige, und nicht selten architektonisch interessante Silhouetten von Berg- und Hüttenwerken, Kokereien und Kraftwerken die Landschaft der Region. Da in der kommunistischen Zeit die oberschlesischen Bodenschätze zu den wenigen Exportwaren gehörten, die der Volksrepublik Polen die harte Währung brachten, betrieben die Behörden dort eine gnadenlose Raubwirtschaft. Ihre Folgen waren nicht nur eine hohe Luftverschmutzung, sondern weitgehend auch die Konservierung der industriellen Infrastruktur und Architektur. Erst als nach der politischen Wende in den 1990er Jahren die meisten Großbetriebe geschlossen und teilweise auch abgetragen wurden, änderte sich das Bild des industrialisierten Teiles Oberschlesiens. Die Veränderungen setzten in einem Tempo ein, das selbst viele Einwohner der Region überraschte.

Dieser Wandel steht im Mittelpunkt der Ausstellung „Industriekulturelles Erbe in Polen am Beispiel Oberschlesien“, in der Fotografien von Anke Illing und Thomas Voßbeck durch Texte von Dawid Smolorz ergänzt werden. Die Aufnahmen entstanden innerhalb der vergangenen zwei Jahrzehnte im Rahmen verschiedener Projekte, bei denen die Industrie nicht immer im Vordergrund stand, doch meist eine bedeutende Rolle spielte (u.a. „Begegnungen im Oberschlesischen Industriegebiet“, „Struktur und Architektur“, „Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“, „Oberschlesien aus der Luft“). Einige der präsentierten Bilder erstellte Thomas Voßbeck für das Ballestremsche Firmen- und Familienarchiv in Berlin. Auf der Homepage www.ballestrem.de werden sie in der neuen Kategorie „Gestern-Heute“ mit historischen Aufnahmen verglichen werden können. In der Ausstellung ist das jetzt schon möglich.

Die Ausstellung „Industriekulturelles Erbe in Polen am Beispiel Oberschlesien“ wird bis zum 1. August 2025 in den Räumen des Herder-Instituts in Marburg, Gisonenweg 5-7, präsentiert. Öffnungszeiten: Montag-Donnerstag 8 bis 16 Uhr, Freitag 8 bis 15 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Arbeitersiedlung des Ballestrem-Konzerns in Ruda (Ruda Śląska). Foto aus einem für das Ballestremsche Firmen- und Familienarchiv umgesetzten Projekt. Foto: Thomas Voßbeck
Autoren der Ausstellung v.l.n.r.: Thomas Voßbeck, Anke Illing und Dawid Smolorz, Foto:  Herder-Institut, Claudia Junghänel

Text: Redaktion SILESIA News