Vor 160 Jahren erhielt Kattowitz (Katowice) das Stadtrecht
Die Industrialisierung hat das unauffällige Dorf an der Rawa zu einem großen urbanen Zentrum verwandelt.
Dass das unauffällige Dorf an der Rawa es zu einem großen urbanen Zentrum brachte, verdankt es seiner Lage und der Ausdauer einer kleinen Gruppe Menschen, die mit eiserner Konsequenz ihre Vision von einer Stadt Kattowitz umgesetzt haben.

Es gibt mehrere Faktoren, ohne die es Kattowitz in der uns heute bekannter Form nicht gegeben hätte. Wichtig für die Stadtwerdung des bereits Ende des 16. Jahrhunderts existierenden Dorfes waren sowohl die Entdeckung der reichen Steinkohlenlagerstätten als auch der Anschluss an die Eisenbahnlinie, die im Jahr 1846 Breslau (Wrocław) mit dem an der damaligen preußisch-russischen und preußisch-österreichischen Grenze gelegenen Myslowitz (Mysłowice) verband. Nicht weniger wichtig waren aber die Bemühungen des Besitzers des Rittergutes Kattowitz Franz Winckler, seines Verwalters Friedrich Wilhelm Grundmann und des Schwiegersohnes des letzteren, des Arztes Richard Holtze.


Diese Männer wussten es, die Chancen, die die Industrialisierung und die Anbindung an das internationale Eisenbahnnetz mit sich brachten, optimal zu nutzen. Auch konnten sie der bis dahin weitgehend chaotischen Entwicklung des Industriedorfes Kattowitz einen geordneten Rahmen geben. Die Krönung ihrer Bestrebungen stellte die Verleihung der Stadtrechte durch den König Wilhelm I. am 11. September 1865 dar.
Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges entwickelte sich Kattowitz zwar zu einem bedeutenden urbanen Zentrum in Oberschlesien, lag aber mit seinen etwa 50.000 Einwohnern hinter Hindenburg (Zabrze), Beuthen (Bytom), Gleiwitz (Gliwice) und Königshütte (Chorzów). Ein neues Kapitel in der Geschichte der Stadt an der Rawa begann 1922 mit dem Anschluss an Polen. Die bisherige Kreisstadt wurde zur Hauptstadt eines Verwaltungsbezirks, der autonomen polnischen Woiwodschaft Schlesien, und zugleich zum Sitz des einzigen Regionalparlaments der Republik. Infolge der Eingemeindungen, aber auch durch einen Zuzug aus den benachbarten Orten überschritt Kattowitz bereits 1924 die 100.000-Einwohner-Grenze. Seitdem bleibt es die größte Stadt der Region und wird daher vor allem in den Medien fälschlicherweise oft als Hauptstadt Oberschlesiens bezeichnet. Diesen Rang genießt aber traditionell Oppeln (Opole).

Heute hat Kattowitz ca. 300.000 Einwohner, ist die Hauptstadt der Woiwodschaft Schlesien und der wichtigste Ort eines Ballungsraumes, in dem über zwei Millionen Menschen leben. Auch wenn der Bergbau und die Schwerindustrie allem Anschein nach bald der Vergangenheit angehören werden, bleibt die Stadt ein wichtiger Wirtschaftsstandort. Immer mehr in den Vordergrund rücken derzeit jedoch die Dienstleistungsbranche, die Elektroindustrie und die Informationstechnik. Seit 1968 ist Kattowitz eine Universitätsstadt.
Der 160. Geburtstag der Stadt wird vom 12. bis zum 14. September in diverser Form gefeiert. Unter anderem sind Konzerte, Umzüge und viele kulturelle Veranstaltungen geplant.
Text: Dawid Smolorz
