In einer spektakulärer Hubschrauber-Aktion wurde die Konstruktion über dem Fluss Iser montiert
Am 1. Dezember 2021 wurde die neue Brücke offiziell eröffnet, eine Feier wird nachgeholt.
Am 1. Dezember 2021 wurde die neue Brücke über der Iser durch den Bürgermeister der tschechischen Gemeinde Kořenov (Bad Wurzelsdorf) Luboš Marek sowie durch den Bürgermeister von Szklarska Poręba (Schreiberhau) Mirosław Graf offiziell eröffnet. Sie soll für die nächsten hundert Jahre den Verkehr zwischen Jizerka (Klein-Iser) in der Tschechischen Republik und Orle (Karlsthal) in Polen ermöglichen. Die schöne, schlanke und Dauerhaftigkeit ausstrahlende Form wird sicherlich zum neuen Symbol des Isergebirges und der polnisch-tschechischen Nachbarschaft in der Region.
Nach der Eröffnung sind die Vertreter der Politik und der ausführenden Baufirmen mehrmals hin und her auf der Brücke gelaufen und haben anschließend in der Baude Orle (Schronisko Stacja Turystyczna Orle) gespeist. Dabei wurde der Termin für die eigentlichen Feierlichkeiten auf den 27. Mai 2022 festgelegt.
Die letzte Bauphase der Brücke war spektakulär. Am 16. November wirbelte ein heftiger Wirbelsturm Wasserstaub auf, der in die Gesichter der Arbeiter, Beobachter und deren Kameralinsen peitschte. Eine alte Fichte stürzte sogar um. Solche Winde sind im Isergebirge keine Seltenheit, aber dieser Wind war außergewöhnlich. Der Verursacher war der Hubschrauber Mi-8, der als Kran eingesetzt wurde und aus naheliegendem Jizerka drei Segmente der Grenzbrücke zur Montage brachte. Der Effekt ist seit dem 1. Dezember zu sehen.
Historischer Rückblick
Es ist nicht bekannt, wer und wann den ersten Steg an dieser Stelle – auf dem Weg von Klein-Iser nach Carlsthal – gebaut hat. Die erste Siedlung bestand mindestens seit dem 16. Jahrhundert, die zweite entwickelte sich um die Glashütte, die 1754 gegründet wurde. Die Bewohner und Wanderer im Iser-Gebirges sind immer wieder über die Iser gegangen, was zahlreiche Quellentexte – und im 20. Jahrhundert auch Fotografien – belegen.
In den 1880er Jahren verewigte ein unbekannter Zeichner den Steg an der Iser und den auf der in sie mündende Jizerka. Leider zerstörte das Hochwasser von 1897 beide und viele andere Stege und Brücken flussabwärts. Nach dieser Erfahrung hat man beschlossen, die wackeligen Konstruktionen durch etwas Solideres zu ersetzen. Zu dieser Zeit war das Isergebirge bereits sehr stark von Touristen, Wanderern und Sommergästen frequentiert, die man einfach so über den Fluss gehen lassen wollte. Es entstanden zwei prächtige, schlanke und extrem widerstandsfähigen Stahlbetonkonstruktionen, eine zwischen Karlsthal und Jizerka und die andere zwischen dem schlesischen Hoffnungsthal (heute Údoli Naděje), wo es früher ebenfalls eine Glashütte gab, und Grünthal – einem Ortsteil vom heutigen Kořenov.
Die beiden Fußgängerbrücken wurden 1901 über den Fluss gebaut und waren ein technisches Meisterwerk. Bahnbrechend war die Verwendung von Stahlbeton für den Bau von Brücken in Schlesien in sehr schwierigem Berggelände. Die Brücken, die für Hochwasser ausgelegt waren, haben mehrere Frühlinge und zwei Weltkriege überstanden.
Nach der neuen Grenzziehung 1945 war die Brücke in Kořenov keine Grenzbrücke mehr – sie verband zwei tschechische Ufer miteinander und diente den Tschechen täglich. Die Brücke zwischen der tschechischen Jizerka und dem polnischen Orle hatte nicht so viel Glück. Sie war eingezäunt und für jeglichen Verkehr gesperrt und verfiel zusehends, wurde aber von Militärs streng bewacht. Bis die dunkle Nacht des Kriegsrechts 1981 kam. Als danach die Menschen wieder in das Grenzgebiet gelassen wurden, stellte sich heraus, dass die Brücke… nicht mehr existierte. Seine Überreste ragten aus dem Flussbett heraus. Selbst für einen Laien war klar, dass nicht die Natur den Schaden angerichtet hatte.
Bemühungen um eine neue Brücke
Seit dem Zusammenbruch der kommunistischen Regime in Mitteleuropa haben lokale Regierungsvertreter und Gemeindeaktivisten auf die Notwendigkeit des Wiederaufbaus der gesprengten Fußgängerbrücke hingewiesen. Der Fluss Iser teilt in seinem oberen Lauf das Isergebirge auf einer Länge von etwa 15 km und bildet eine schwer zu überwindende Barriere. 14 Jahre lang blieben die Bemühungen erfolglos. Erst im Jahr 2004, dem Jahr des Beitritts Polens und der Tschechischen Republik zur Europäischen Union, ergab sich eine echte Chance. Für den Bau des winzigen Grenzübergangs über einen Gebirgsfluss an der Grenze beider Länder war der Segen von 14 (!) Institutionen verschiedener Ebenen, darunter auch des Außenministeriums, erforderlich. Die Brücke wurde so zum Sinnbild der Möglichkeiten und des organisatorischen Geschicks der lokalen Aktivisten.
Die 2005 für Touristen eröffnete Fußgängerbrücke aus Fichtenholz erfreute sich großer Beliebtheit, auch wenn sie auf der tschechischen Seite für Rad- und Skifahrer nicht barrierefrei war. Leider wurden auch bei der Auswahl des Baumaterials Fehler gemacht. Es konnte den extrem rauen Witterungsbedingungen nicht standhalten, in den Balken sind Rissen entstanden. Die Brücke musste fast genau 15 Jahre nach ihrem Bau geschlossen und anschließend abgetragen werden.
Zu diesem Zeitpunkt lag bereits ein besserer Entwurf vor und es war sogar schon ein Bauunternehmer ausgewählt worden. Ohne die COVID-Pandemie wäre die neue Brücke bereits 2020 gebaut worden. Leider musste der Bau auf dieses Jahr verschoben werden. Jan Bursa vom Planungsbüro MDS Projekt in Vysoké Mýto bei Pardubice entwarf eine Stahlkonstruktion mit Holzsteg, die an die Stahlbetonbrücke aus dem frühen 20. Jahrhundert erinnert.
Der leichte Bogen mit elegantem Geländer wird die nächsten 100 Jahre halten. Seit dem Frühjahr dieses Jahres bauten Kamil Málek und sein Team die Widerlager wieder auf, pflasterten die Zufahrt und setzen am 16. November 2021 von 13 bis 15 Uhr mit Hilfe eines Hubschraubers drei tragende Brückensegmente mit einem Gewicht von je 2 Tonnen ein. Abgeschlossen wurde der Wiederaufbau mit der Montage der Geländer. Nach der offiziellen Eröffnung am 1. Dezember 2021 ist nun die Überquerung der Iser zwischen Schlesien wieder möglich.
Text und Fotos: Arkadiusz Lipin
Redaktion und Übersetzung: Agnieszka Bormann