“Abakanowicz. Total” im Vier-Kuppel-Pavillon in Wrocław (Breslau)

Nationalmuseum in Wrocław besitzt die größte Sammlung der berühmten polnischen Künstlerin Magdalena Abakanowicz 

Am 19. Juni wird eine deutschsprachige Führung durch die Ausstellung angeboten.

Das Breslauer Nationalmuseum (Muzeum Narodowe we Wrocławiu) besitzt fast 400 Werke der berühmten polnischen Künstlerin Magdalena Abakanowicz (1930–2017). Es ist die größte Sammlung ihrer Werke in Polen. Alle Arbeiten werden jetzt in der Sonderausstellung „Abakanowicz. Total“ im Vier-Kuppel-Pavillon an der Jahrhunderthalle (Hala Stulecia) präsentiert.

Der Vier-Kuppel-Pavillon von Hans Poelzig ist heute eine Abteilung des Nationalmuseums in Wroclaw (Breslau).

Magdalena Abakanowicz war eine der wenigen Künstlerinnen des ehemaligen Ostblocks, die einen weltweiten Ruhm und Ansehen gewann. Sie war Bildhauerin, Autorin von großen Installationen und textilen Skulpturen. Besonders bekannt waren ihre „Abakans“ – mit enormen Aufwand aus Sisal und anderen Materialien gewebte abstrakte Installationen und frei im Raum installierte Großskulpturen, die die Textilkunst revolutionierten. Diese weichen Skulpturen wurden mit der Zeit von dem Nachnamen der Künstlerin „Abakans“ genannt.

„Die Abakans“ gehören zu den bekanntesten Werken der Künstlerin.

Typisch für die Künstlerin waren auch biomorphe Skulpturen aus Jutegewebe, die mit Kunstharzen formbar und gefestigt wurden. Sie stellten überwiegend Menschen ohne Köpfe dar, die eine anonymisierte Masse symbolisierten. Das, was Abakanowicz ein ganzes Leben lang beschäftigte und was man in ihren Arbeiten sehen kann, war das Problem des menschlichen Zustands – „conditio humana“ – und der Versklavung des Menschen in totalitären Systemen: seine Verstrickungen und Hilflosigkeit angesichts von Gewalt.

Obwohl in konkreter Zeit entworfen, sind die Werke von Abakanowicz auch heute nach wie vor sehr aktuell. Die Kunst von Magdalena Abakanowicz basiert auf tiefer Reflexion und ist in ihrer Botschaft sehr vielschichtig. Sie verwendet eine eigene, autonome Sprache und passt in kein Schema. Sie überschreitet die Grenzen und bewegt bis heute.

Auf der Ausstellung „Abakanowicz. Total“ wurde auf die Chronologie der Werke verzichtet. Das Hauptziel der Ausstellung ist das Wirken mit dem Bild – die Ausstellung soll den Besuchern intensive Erkundung der Werke ermöglichen und die Werkstatt der Künstlerin – die Art und Weise ihres Schaffens präsentieren – nicht nur die Methoden, sondern auch die ideologischen Grundlagen ihrer Arbeit.  

Sehr wichtig für die Künstlerin war das Kennenlernen des Raumes. Die Werke und der Stoff, aus denen die Arbeiten entstanden sind, wurden an die Umgebung angepasst. Abakanowicz arbeitete also „site specific“.

Die Werke von Abakanowicz erfordern Raum, Konzentration und direkten Kontakt. Das alles ermöglicht der Raum des Vier-Kuppel-Pavillons, der von Hans Poelzig 1913 anlässlich der Jahrhundertausstellung erbaut wurde (ursprünglich wurde dort eine thematische Ausstellung über den Sieg über Napoleon präsentiert). Zum ersten Mal zeigt man alle Arbeiten der Künstlerin. Die Ausstellung ist ein Ergebnis der langjährigen Zusammenarbeit des Museums mit der Künstlerin, die ab den 1970er Jahren bis zu ihrem Tod im Jahre 2017 dauerte.

Am 19. Juni 2022 um 11 Uhr wird eine Führung durch die Sonderausstellung “Abakanowicz. Total” in deutscher Sprache angeboten. Die Führung an sich ist kostenlos, man braucht nur die reguläre Eintrittskarte für die Sonderausstellung kaufen (bei Fragen wenden Sie sich bitte an: edukacja.pawilon@mnwr.pl oder +48 71 712 71 81). Anhand der Werke von Magdalena Abakanowicz aus der Sammlung des Nationalmuseums in Wrocław wird über die wichtigsten Etappen ihres Schaffens erzählt: angefangen von dreidimensionalen gewebten Formen – den „Abakans“, über Figurenzyklen „Menge“, „Rücken“ und „Sitzenden“ aus Jutegewebe und Harz bis hin zu Outdoor-Skulpturen (aus dem „Vögel“-Zyklus und der Serie „Ritter der Tafelrunde“), welche vor und hinter dem Vier-Kuppel-Pavillon in Wrocław präsentiert sind.

Die Ausstellung dauert bis zum 28. August 2022. Ein Muss für jeden Kunstinteressierten.

Text und Fotos: Małgorzata Urlich-Kornacka