Leszek Jodliński hat den Text ins Polnische übersetzt und eine kommentiere Buchausgabe vorbereitet
Deutsch-polnisch Ausgabe des Tagesbuchs ist online erhältlich.
Pfarrer Franz Pawlar (1909-1994) lebte und wirkte in Benkowitz (Bieńkowice), Plawniowitz (Pławniowice) und Kranowitz (Krzanowice) in Oberschlesien. Sein Tagebuch blieb Jahrzehnte lang der Öffentlichkeit unbekannt. Das änderte sich in Polen mit der Erstausgabe des Tagebuchs 2015 und mit den Folgeausgaben (2018, 2019, 2021), die um kritische Kommentare und ikonografisches Material erweitert wurden. Der Historiker Leszek Jodliński ist die treibende Kraft des Buchprojektes.

Jahrzehntelang blieb der Text des Kaplans aus Plawniowitz auch in Deutschland unbekannt, wurde in Abschriften und nicht autorisierten Kopien gelesen. Nun liegt das Tagebuch in der deutsch-polnischen Ausgabe vor. Der deutsche Text wurde mit separatem Fotomaterial versehen, das in den polnischen Ausgaben bisher nicht veröffentlicht wurde. Die erste zweisprachige Ausgabe wurde mit Registern und einem Verzeichnis der geographischen Namen ergänzt. Die deutsche Fassung des Tagebuchs beruht auf einer maschinenschriftlichen Abschrift der Notizen von Pfarrer Franz Pawlar. Sie behält die ursprüngliche Schreibweise und Bearbeitung des Textes bei, korrigiert eventuelle Rechtschreibfehler und bewahrt, soweit möglich, die ursprüngliche, zeittypische Schreibweise unter Beachtung der vorherrschenden Rechtschreibregeln.
Ein Beitrag zur Beschreibung der Oberschlesischen Tragödie
Das Tagebuch ist, wie die Rezensenten der polnischen Ausgaben (u. a. Prof. Ewa Chojecka, Prof. Maria Szmeja, Dr. Krzysztof Karwat) betonen, ein besonderes und einzigartiges Zeugnis des Jahres 1945 in Oberschlesien, einer Zeit, die hier auf besonders dramatische und oft tragische Weise geschrieben wurde. Der persönliche Text von Pater Pawlar bringt dem Leser ein Bild der enormen Spannungen, der Veränderungen, der menschlichen Entscheidungen und der Konsequenzen, die diese Entscheidungen mit sich bringen, näher. Es ist eine weitere Bereicherung des Wissens über die Oberschlesische Tragödie und die Geschichte Oberschlesiens im 20. Jahrhundert.

Prof. Ewa Chojecka über das Buch:
„Das Tagebuch des Pfarrers Franz Pawlar enthält einen einfachen Leitgedanken: menschliches Elend überfällt in den Wirren des großen Krieges alle, ungeachtet ihrer Nationalität, sozialen Stellung oder Konfession. Am Ende gibt es weder Sieger noch Besiegte. Es sind nur jene, die überlebten und solche, die nicht am Leben blieben, die Gutes taten oder Böses verübten, und das auf beiden Seiten. Ist dies nicht glaubwürdiger als propagandistische Schemata und schwarz-weiße Stereotype?
Leszek Jodlińskis Verdienst ist die Auffindung, Bearbeitung und Veröffentlichung in polnischer Übersetzung dieses wahrheitsgetreuen Dokuments des dramatischen Jahres 1945. Der Originaltext war 70 Jahre lang vergessen. Wenn wir heute die deutschen Worte Franz Pawlars in polnischer Sprache lesen, so möge dies als Zeichen von Versöhnung gelten, was in Oberschlesien so schwer zu erreichen scheint.“ Prof. Dr. Ewa Chojecka
Eckdaten des Buches
Jodliński, Leszek (Hrsg.): Dziennik księdza Franza Pawlara. Górny Śląsk w 1945 roku. | Das Tagebuch des Pfarrers Franz Pawlar. Oberschlesien im Jahr 1945
Zweisprachige Ausgabe polnisch und deutsch, Übersetzung, Kommentar und Bearbeitung der deutschen Ausgabe: Leszek Jodliński, Redaktion: Raphael Pilot
Verlag Azory, Krakau/Kraków 2021, 289 Seiten, 1. Auflage, gebundene Ausgabe
Das Buch ist online u. a. bei SILESIA PROGRESS erhältlich.
Ein Interview mit dem Herausgeber Leszek Jodliński hören und lesen Sie bei MITTENDRIN, dem Radio der deutschen Minderheit
Text: Redaktion SILESIA News