Das private Theater „Korez“ aus Kattowitz (Katowice) ist ein Phänomen der oberschlesischen Kulturlandschaft
Mit seinen Aufführungen fördert es seit vielen Jahren konsequent die regionale Identität.
Das Theater Korez bietet nicht nur Aufführungen zur oberschlesischen Thematik an. Auch bei anderen Inhalten ist die Anfrage vonseiten des Publikums in der Regel groß. Doch ausgerechnet durch die hervorragenden Interpretationen der Werke mit regionalem Bezug machte sich das Theater einen Namen. Dem breiten Publikum wurde es in den frühen 2000er Jahren durch die bravouröse, oberschlesischsprachige Darbietung des Kultromans „Cholonek oder der liebe Gott aus Lehm“ von Janosch bekannt. Viel Lob ernteten die Schauspieler auch von dem Autor selbst, der während einer seiner Reisen in die Heimat einer Vorstellung beiwohnte.
Neben „Cholonek…“ machte auch das Monodrama „Mianujom mie Hanka” (aus dem Oberschlesischen: Sie nennen mich Hanka) Schlagzeilen. Das Theaterstück schildert das Schicksal einer Frau, die zunächst von den Nazis schikaniert und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in dem berüchtigten polnischen Lager „Zgoda“ inhaftiert wurde. Großartig ist in der Rolle von Hanka die aus Schwientochlowitz (Świętochłowice) gebürtige Grażyna Bułka, die in den Inhalten einen Teil der eigenen Familiengeschichte wiederentdeckte. Auf Initiative einiger Abgeordneter aus der Region wurde „Mianujom mie Hanka” im Februar dieses Jahres im polnischen Sejm aufgeführt. Mit diesem Bühnenwerk haben sie für die Anerkennung des Oberschlesischen als Regionalsprache geworben.
Eine der neusten Produktionen von „Korez“ ist das Schauspiel „Weltmajstry“ (oberschlesisch für: Die Weltmeister). Der Titel kündigt zwar Sport als Hauptthema an, doch dreht sich in diesem Stück letzten Endes alles um Oberschlesien. Die Handlung spielt 2050 und ihren Hintergrund bildet die erste Teilnahme der oberschlesischen Nationalmannschaft mit Trainer Lukas Podolski (!) an einer Fußball-WM. Autor von „Weltmajstry“ ist Zbigniew Rokita, der durch sein Buch „Kajś“ (oberschlesisch für „irgendwo“) zu einer wichtigen Stimme des regionalen Diskurses wurde.
Gegründet wurde „Korez“ 1990. Seinen Sitz hat das Theater im Kulturzentrum Krystyna Bochenek (Centrum Kultury im. Krystyny Bochenek) in der Kattowitzer Innenstadt. Seit vielen Jahren wird „Korez“ von Mirosław Neinert geleitet, der auch als Vater seines Erfolgs gilt. „Amüsieren statt langweilen“ lautet das Motto des Theaters. Doch in Wirklichkeit leistet es viel mehr – es betriebt nämlich mit seinen Aktivitäten auch Regionalbildung auf höchstem Niveau.
Homepage des Theaters „Korez“ (Polnisch): www.teatrkorez.pl
Ausschnitte aus dem Theaterstück „Weltmajstry“ (Polnisch, Oberschlesisch):
Text: Dawid Smolorz