Die Renovierung der berühmten Orgel aus der Jahrhunderthalle wird über drei Jahre dauern und ca. 16 Millionen Zloty kosten
Nach der Sanierung soll die Orgel neben liturgischen Zwecken auch als Konzertorgel dienen.
Die Renovierung der berühmten Orgel in dem Breslauer Dom wird etwa dreieinhalb Jahre dauern und ca. 16 Millionen Zloty (ca. 4 Millionen Euro) kosten. Es wird die erste so große Restaurierung der Orgel nach 1945 sein. Da die ursprüngliche Dom-Orgel während des Zweiten Weltkrieges total zerstört wurde, entschied man sich nach 1945, einen größeren Teil der Orgel aus der Jahrhunderthalle (151 aus vorhandenen 230 Stimmen) in den wiederaufgebauten Dom zu verlegen.

In der letzten Zeit wurde die mächtigen Orgel mit Hilfe eines Hebezeugs demontiert. Das 151-stimmige Instrument wird renoviert und um zusätzliche Stimmen ergänzt (insgesamt werden es also 180 Stimmen). „Als wir mit dem Wiederaufbau der Engler-Orgel in der Elisabeth-Kirche fertig waren, dachten wir, dass die Renovierung der Dom-Orgel eine einfachere Angelegenheit sein würde. Es wird nicht der Fall sein. Die Dom-Orgel erfordert eine sehr umfassende Renovierung – nicht nur der Pfeifen, sondern auch der gesamten elektrischen Anlage und des Antriebs. Die Konstrukteure müssen auch den Zustand der Orgelempore überprüfen, die ein so schweres Instrument trägt“, sagt Włodzimierz Patalas, Sekretär der Stadt Wrocław.


Für die Durchführung der Renovierung wurde ein Konsortium gegründet, bei dem die Firma Zych – Zakłady Organowe eine führende Rolle spielt. Die Kosten für diese Arbeiten werden auf rund 16 Millionen Zloty geschätzt: 3,5 Mio. PLN wurden voriges Jahr im Rahmen des Regierungsprogramms für den Wiederaufbau von Denkmälern gewährt. Die Stadt Wrocław stellt weitere 7,5 Mio. PLN bereit. Die restlichen Mittel werden aus der Kollekte der Erzdiözese und von Sponsoren stammen.

„Zurzeit spielt im Dom eine elektrische Orgel, die das große Instrument so würdig wie möglich ersetzt. Wenn die Sauer-Orgel zu uns zurückkehrt, wollen wir, dass sie nicht nur der liturgischen Musik dient, obwohl das natürlich ihr Hauptzweck bleibt. Wir denken an Orgelkonzerte, zumal Wrocław drei hervorragende Orgeln hat: im Nationalen Forum für Musik (4700 Pfeifen, Gestaltung des Instruments ist in der Tradition der französischen symphonischen Orgeln des 19. und 20. Jahrhunderts), die Engler-Orgel in der Elisabethkirche (3468 Pfeifen, im Stil des 18. Jahrhunderts) und eben die Dom-Orgel“, fügt Pfarrer Paweł Cembrowicz, Pfarrer der Domgemeinde, hinzu.

Aus der Jahrhunderthalle in den Dom
Als die Orgel 1913 zum ersten Mal in der Jahrhunderthalle erklungen hat, war sie damals die größte Orgel der Welt. Und eine der modernsten, wenn es um die verwendete Technik ging. Max Berg, der Architekt der Jahrhunderthalle, legte großen Wert darauf, dass die Form des Innenraums eine angemessene Akustik gewährleistet. Obwohl die Breslauer Behörden die damals enorme Summe von 1,9 Millionen Mark für den Bau der Halle selbst ausgaben, waren sie auch bei der Orgel großzügig. Für fast 100.000 Mark wurde sie bei der renommierten Orgelfabrik Sauer in Frankfurt an der Oder bestellt. Die Orgel wog 50 Tonnen. Es war so gigantisch, dass es in elf Eisenbahnwaggons aus Frankfurt transportiert wurde. Das Instrument war mit dem Besten ausgestattet, was die damalige Technik zu bieten hatte, darunter auch rechtlich patentierte Lösungen.


„Die für die Jahrhunderthalle gebaute Orgel war das erste Sauer-Instrument mit einer elektropneumatischen Traktur. Sie war ihrer Zeit in Bezug auf Größe und Technologie voraus“, sagt Dariusz Zych von der Firma, die das Konsortium leitet.
Der Leipziger Professor Karl Straube, ein musikalischer Star seiner Zeit, der damals auch über die Grenzen Deutschlands hinaus viel unterwegs war und daher die weltweiten Entwicklungen am besten kannte, kümmerte sich um die musikalische Vorbereitung des Instruments. Zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme hatte die Orgel 152 Stimmen, die von mehr als 15.000 Pfeifen erzeugt wurden. Zusätzlich arbeitete eine zweite, kleinere Echo-Orgel für 31 Stimmen in 25 Meter Höhe auf dem Kuppelring der Jahrhunderthalle. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg wurde eine solch gigantische Orgel um mehrere Dutzend weitere Stimmen erweitert.


Die Jahrhunderthalle überstand die sowjetische Belagerung 1945 ohne größere Schäden, doch Anfang der 1950er Jahre wurde das Instrument größtenteils in den Breslauer Dom Johannes des Täufers gebracht. Es fehlte aber schon damals ein Teil des Instruments, das während der Nachkriegswirren verschwunden war.
„Im Zuge der Renovierung wird die Orgel im Dom neue Stimmen erhalten. Es geht darum, dem Instrument wieder seinen vollen Klang zu geben“, erklärt Dariusz Zych. „Es muss um Grundstimmen und so genannte Zungenstimmen ergänzt werden. Die Zungenstimmen waren schon immer sehr teuer. Als die Orgel in den 1950er Jahren im Dom installiert wurde, war dafür einfach kein Geld vorhanden, und auch die Renovierung in den 1990er Jahren erlaubte keine vollständige Ergänzung“, fügt Orgelmeister Dariusz Zych hinzu.
Im Rahmen der Renovierung wird die Orgel an den Zustand von 1913 angepasst, als sie zum ersten Mal in der Jahrhunderthalle erklang. Die Arbeiten werden voraussichtlich bis August 2027 dauern.
Text: Małgorzata Urlich-Kornacka
Bilder: Pressematerialien der Stadt Wrocław
Archivalien: Museum für Architektur (Muzeum Architektury) der Stadt Wrocław