Ein Platz im Zentrum der Stadt wurde nach dem berühmten evangelischen Geistlichen und Gegner des Nationalsozialismus benannt
Dieses Jahr jährt sich sein Todestag zum 80. Mal.
2025 jährt sich der Todestag von Dietrich Bonhoeffer zum 80 Mal. Der aus Breslau stammende evangelische Theologe und Nazi-Gegner wurde am 9. April 1945 auf ausdrücklichen persönlichen Befehl von Adolf Hitler im KZ Flossenbürg durch Erhängen hingerichtet.
Der Stadtrat von Breslau (Wrocław) hat gemeinsam mit den Einwohnern der Stadt das Andenken an den Märtyrer des Zweiten Weltkriegs geehrt. Neben der evangelisch-augsburgischen St. Christophorikirche (Ecke ul. Kazimierza Wielkiego und ul. Wierzbowa) wurde am 15. März 2025 ein neuer Platz eingeweiht. Vor der Zeremonie fanden in der Kirche Feierlichkeiten zur Erinnerung an den berühmten Theologen und Vertreter der Bekennenden Kirche statt.

Die Feierlichkeiten begannen mit dem Vortrag von Prof. Jerzy Sojka von der Christlichen Theologischen Akademie in Warschau, in dem an das Leben und Wirken des Namensgebers des Platzes erinnert wurde. Anschließend folgten offizielle Ansprachen der eingeladenen Gäste sowie ein Konzert mit Passionsmusik, dargeboten von Julieta González-Springer aus Breslau (Sopran) und Dr. Agnieszka Roguska aus Stettin (Orgel).


Ehrengast der Veranstaltung war Prof. Juliusz Gardawski aus Warschau, der Urenkel des von den Nationalsozialisten ermordeten polnischen evangelischen Bischofs Juliusz Bursche, der posthum mit Polens höchster staatlicher Auszeichnung – „dem Orden des Weißen Adlers“ – geehrt wurde. Professor Gardawski überreichte der Gemeinde einen der beiden letzten Gefängnisbriefe von Bischof Bursche als Symbol der polnisch-deutschen Versöhnung. Der zweite Brief wurde bereits der Basilika St. Bartholomäus in Rom übergeben, die in der römisch-katholischen Kirche als Martyrium des 20. Jahrhunderts gilt.
Beide Geistlichen – Pfarrer Dietrich Bonhoeffer und Bischof Juliusz Bursche – sind symbolisch in den Glasfenstern der St. Christophorikirche in Breslau dargestellt (neben Edith Stein und Maximilian Kolbe).


Während der Zeremonie verlieh Dr. Piotr Sebastian Kozdrowicki, der Vizewojewode von Niederschlesien und Gemeindemitglied, der Schwester Lidia Podżorska eine staatliche Auszeichnung für ihr soziales und karitatives Engagement zugunsten deutschsprachigen Evangelischen in Niederschlesien.


Die Veranstaltung wurde von der Evangelisch-Augsburgischen St. Christophorigemeinde in Breslau, dem Stadtrat von Breslau sowie dem Zentrum für Kultur und Kunst des Marschallamtes der Woiwodschaft Niederschlesien (OKiS, Ośrodek Kultury i Sztuki) organisiert.
In Breslau kann man viele Spuren von Dietrich Bonhoeffer finden. Der Theologe wurde hier am 4. Februar 1906 geboren. Mit der Stadt war er bis 1913 verbunden – bis er seine Lehre im Friedrichswerderschen Gymnasium in Berlin begann, beziehungsweise bis 1916, als seine Familie 1916 nach Berlin zog. Und obwohl er in der niederschlesischen Hauptstadt nur einige Jahre seines Lebens verbrachte, sind sein Geist und seine Botschaft hier bis heute präsent. Man findet in Breslau sein Geburtshaus, ein ihm zu Ehren aufgestelltes Denkmal an der Elisabethkirche, seine Büste in der Galerie der berühmtesten Bürger der Stadt im Rathaus (mehr dazu hier). Jetzt kam noch der Platz an der St. Christophorikirche dazu. Der Ort wurde nicht zufällig ausgesucht. Höchstwahrscheinlich nahm Bonhoeffer 1935 am anti-nationalsozialistischen Christophori-Synod in der Christophorikirche in Breslau teil.
Aufgrund seiner Haltung, Theologie und seines geistlichen Vermächtnisses bleibt Dietrich Bonhoeffer eine der bekanntesten evangelischen Märtyrerfiguren des 20. Jahrhunderts, ein Symbol des christlichen Widerstands gegen den Totalitarismus und eine Ikone der ökumenischen Bewegung.

Text: Małgorzata Urlich-Kornacka (anhand der Informationen vom Pfarrer Karol Długosz von der Evangelisch-Augsburgischen St. Christophorigemeinde in Breslau: www.schg.pl)
Bilder: www.wroclaw.pl und Katarzyna Długosz