Fotoatelier am Fuße der Schneekoppe

Bis in die 1940er Jahre konnten sich Touristen vor der Schneekoppe in zwei Ateliers fotografieren lassen

Beim aktuell stattfindenden Festival der Bergfotografie entstehen am selben Ort Fotos in der damaligen Technik.

Nur wenige Touristen, die heute auf die Schneekoppe wandern, werden wissen, dass sich direkt am Fuße des Berges, auf einer Höhe von etwa 1400 m ü.d.M., im Bereich der heutigen Baude Schronisko Dom Śląski (Schlesierhaus) auf der schlesischen und bei der nicht mehr existierenden Obří bouda (Riesenbaude) auf der böhmischen Seite zwei Fotoateliers befanden.

Blick auf den Standort der Ateliers. Rechts im Bild Schronisko Dom Śląski (Schlesierhaus). Fot. fotopolska.eu

Das erste Atelier wurde in den 1890er Jahren von Adolf Hartmann gegründet. Dort fotografierte er wetterunabhängig Touristen vor der auf Leinwand gemalten Schneekoppe. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das zweite Atelier von Fritz Goebel eröffnet, der wiederum Touristen vor der echten Schneekoppe fotografierte. Beide Ateliers waren bis in die 1940er Jahre tätig.

Heute gibt es kaum noch Informationen über die Besitzer dieser Ateliers. Dokumente aus den Archiven in Karpacz (Krummhübel) aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg wurden vernichtet oder ihr Verbleib ist unbekannt.

Blick auf die Schneekoppe und die am Fuße des Berges liegenden Ateliers. Das Schlesierhaus links. Fot. fotopolska.eu

Bereits in den 1880er Jahren betrieb Adolf Hartmann ein Fotoatelier in Dessau in der Franz-Straße 25 und eine Filiale in Großschönau, und in der Saison von Mai bis September eröffnete er regelmäßig sein Bergatelier im Riesengebirge unterhalb der Schneekoppe. Die ersten erhaltenen Fotografien von diesem Atelier stammen aus den 1890er Jahren. Seit den 1920er Jahren besaß Adolf Hartmann auch den Friseursalon “Figaro” und dessen Filiale im Atelier unterhalb der Schneekoppe, wo sich Touristen vor einem Fototermin die Haare schönmachen lassen konnten.

Ein Foto von Fritz Goebel.

Vom zweiten Fotografen Fritz Goebel weiß man, dass es Ende 19. Anfang 20. Jahrhundert in Berlin in der Birkenstraße 30 ein Fotoatelier betrieb.

Im Rahmen des Festivals der Bergfotografie, das vom Kulturzentrum in Jelenia Góra (Hirschberg) realisiert wird, entsteht in diesem Jahr nach fast achtzig Jahren wieder ein Fotoatelier in der Nähe der Baude Dom Śląski, in dem professionelle Fotografen aus Polen und der Tschechischen Republik Touristen vor der Kulisse der Schneekoppe mit einer klassischen, analogen Großformatkamera fotografieren – genau wie im Atelier von Adolf Hartmann und Fritz Goebel.

Die Aktion dauert vom 31. Mai bis zum 3. Juni 2022. Die Teilnahme ist kostenlos, alle Wanderer, Touristen und Interessierten sind herzlich willkommen!

Kamil Berdys vom Nationalpark Riesengebirge posierte am 31. Mai 2022 um 7 Uhr zum ersten Foto im Rahmen des Projektes.

Die Ergebnisse dieser Aktion werden während einer Begleitausstellung zur 22. Biennale der Bergfotografie im September 2022 im Muzeum Karkonoskie (Riesengebirgsmuseum) in Jelenia Góra (Hirschberg) zu sehen sein.

Das Festival der Bergfotografie wird von dem Fotografen Tomasz Mielech vom Hirschberger Kulturzentrum koordiniert. Partner sind der Nationalpark Riesengebirge in Vrchlabi und der Nationalpark Riesengebirge in Jelenia Góra (Hirschberg). Das Projekt wird gefördert aus den Mitteln des Programms Interreg V-A Tschechische Republik – Polen 2014-2020 und von der Euroregion Neiße.

Text: Agnieszka Bormann nach der Information von Tomasz Mielech auf der Facebook-Seite der Biennale der Bergfotografie (Biennale Fotografii Górskiej) .

Bildmaterial: Tomasz Mielech