Skulptur der schlesischen Bildhauerin Dorothea von Philipsborn wurde in der Erde gefunden
Die Skulptur bildete einen Teil des großen Denkmals zu Ehren der im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten.
In dem Dorf Rogau (Rogów Sobócki), ca. 30 km von Breslau (Wrocław) entfernt, wurde eine Skulptur gefunden, die einen Teil des großen Denkmals zu Ehren der im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten bildete. Die Autorin ist Dorothea von Philipsborn, eine schlesische Bildhauerin, deren Werk vor kurzem durch Projekte der deutschen und polnischen Museen große Aufmerksamkeit erfuhr.
In Polen hat 2023 das Muzeum Dawnego Kupiectwa (Museum des Alten Kaufmannsstandes) in Schweidnitz (Świdnica) der Künstlerin eine Ausstellung gewidmet. Die Ausstellung wurde zusammen mit vielen deutschen Partnern vorbereitet: dem Schlesischen Museum zu Görlitz, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, dem Stadtmuseum in Cottbus, Glasmuseum in Weißwasser, Museum in Beeskow und dem Museum des Landkreises Oberspreewald-Lausitz. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit war außer der Ausstellung in Schweidnitz eine weitere Präsentation in Weißwasser sowie auch ein Film über das Leben und Werk der Bildhauerin und eine deutsch-polnische Publikation “Dorothea von Philipsborn. Zwischen Tradition und Moderne”.
Die Ausstellung hat ermöglicht, viele Fakten aus dem Leben der Künstlerin ans Licht zu bringen. Damals tauchte auch die erste Vermutung auf, dass die einigen Werke von Dorothea von Philipsborn vergraben sein können. Als die Bildhauerin am 18. August 1946 sein Gut in Strehlitz bei Groß Merzdorf (heute Strzelce Świdnickie) verlassen musste, hat sie keine Werke mitgenommen. Die Einwohner haben sich aber erinnert, dass es auf dem Gelände des Gartens ganz viele leere Sockel (Postamente) standen. Man vermutete, dass die Bildhauerin selbst einige Skulpturen hat vergraben lassen. Diese Vermutung bestätigt ein Fund, den man vor zehn Jahren auf dem heutigen Schulhof (in dem stark umgebauten Wohnhaus der Bildhauerin ist heutzutage eine Grundschule untergebracht) in Strzelce Świdnickie gemacht hat. Bei den Erdarbeiten wurde eine Skulptur von Fyllis gefunden. Die Skulptur, die ein nacktes Mädchen darstellt, das sich dem griechischen Mythos nach aus Sehnsucht nach ihrem Geliebten in einen blattlosen Mandelbaum verwandelte, stand vor dem Zweiten Weltkrieg im Schlosspark. Heute wird das glücklich gefundene Werk im Museum des Alten Kaufmannsstandes in Schweidnitz (Świdnica) gezeigt.
Es ist nicht auszuschließen, dass sich dort unter der Erde weitere Werke befinden. Niemand hat es untersucht. Die neue sensationelle Entdeckung wird vielleicht dazu beitragen, dass man sich mit diesem Thema beschäftigen wird.


Anfang Januar meldete ein Dorfbewohner von Rogau (Rogów Sobócki), bei sich auf dem Grundstück ein Teil von dem männlichen Torso und einige Granitplatten gefunden zu haben. Die Direktorin des Regionalmuseums in Zobten (Sobótka) hat zusammen mit den Vertretern der niederschlesischen Denkmalschutzbehörde (Wojewódzki Urząd Ochrony Zabytków we Wrocławiu) sich den Ort angeschaut und festgestellt, dass es sich um einen Teil des Denkmals handelt, das Dorothea von Philipsborn für Rogau gemacht hat. Nachdem die gefundenen Teile untersucht und sichergestellt werden, werden sie im Regionalen Museum in Zobten ausgestellt.
Dorothea von Philipsborn hat als 20-jährige Frau als Freiwillige des Deutschen Kreuzes während des Ersten Weltkrieges gearbeitet. Nach dem Krieg gründete sie auf dem Gut, das sie nach dem Tode der Eltern geerbt hat, ein Atelier. Hier bekam sie ihren ersten großen Auftrag – es war das Wieland-Denkmal in Schweidnitz. Das Denkmal sollte die Teilung Oberschlesiens zwischen Deutschland und dem als Staat 1918 neuentstandenen Polen symbolisieren. Das Denkmal wurde mit großem Fest 1922 enthüllt. Wieland – der mythische Held mit gelähmten Beinen symbolisierte das industriell geschwächte Deutschland (das große Industriegebiet um Kattowitz fiel nach den schlesischen Aufständen dem polnischen Staat zu). Das Denkmal hat glücklicherweise die Wirren der Nachkriegszeit überstanden – nur die Inschrift „Denkt an Oberschlesien“ wurde weggewischt.

Nach dem ersten großen Erfolg hat die Bildhauerin Aufträge für weitere Denkmäler bekommen. Die drei Denkmäler für die Gefallenen im Ersten Weltkrieg befanden sich in Rogau (Rogów Sobócki), Käntchen (Kątki) und Schönfeld (Siedlimowice). Es ist sehr wahrscheinlich, dass die zwei letzten nach 1945 zerstört wurden. Sehr mutige Darstellung eines jungen Soldaten, der mit seiner Pose an den auferstandenen Christus anknüpft, hat bestimmt nach dem Zweiten Weltkrieg kein Verständnis bei der neuen polnischen Bevölkerung gefunden. Ein Rätsel bleibt es trotzdem: warum wurde es vergraben und nicht zerstört? Die Sache wird untersucht und bald werden wir hoffentlich eine Antwort auf diese Frage bekommen.
Text: Małgorzata Urlich-Kornacka
Bilder vom Fundort in Rogau: Muzeum Ślężańskie w Sobótce
Archivfotos: Schlesischen Museum zu Görlitz