Jahresprogramm 2025 des Kulturreferates für Schlesien am Schlesischen Museum zu Görlitz

Schlesien erleben, verstehen, genießen

Die Region steht im Fokus der Aktivitäten des Kulturreferates in und außerhalb Görlitz sowie online.

Von A wie Ausstellung bis Z wie Zugreisen – das Programm des Kulturreferates für Schlesien am Schlesischen Museum zu Görlitz bleibt auch 2025 vielfältig. Wieder werden dem interessierten Publikum unterschiedliche Facetten der schlesischen Kultur, Geschichte und Gegenwart nähergebracht. Der Vielfalt der Themen steht die Vielfalt der einzelnen Angebote gegenüber. Im Programm finden sich Exkursionen, Wanderungen, Buchvorstellungen, Filmvorführungen, Vorträge, aber auch eine Ausstellung und eine wissenschaftliche Tagung. Last but not least, die Redaktion des Blogs SILESIA News wird hier wie auch auf Facebook und Instagram fortgesetzt, um Sie mit Aktuellem und Wissenswertem über Schlesien zu versorgen.

Literarisches Highlight

Der erste Höhepunkt des Jahres sind die deutsch-polnischen Literaturtage an der Neiße am 10.-13. April in Görlitz-Zgorzelec. In ihrer 6. Auflage widmen sich die Literaturtage dem Jahresthema 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Der als die größte Zäsur des 20. Jahrhunderts geltende Krieg hinterließ vielerorts eine umfassende Zerstörung und viele Millionen Opfer, insbesondere in Mittel- und Osteuropa. Die Kriegsfolgen – Grenzverschiebungen, Flucht, Vertreibung, soziale und ethische Desorientierung, neue geopolitische Ordnung – prägen bis heute viele Regionen unseres Kontinents. Ohne die Kenntnis der einst entstandenen Narben und Traumata, ob in Einzelschicksalen, Familiengeschichten oder im kollektiven Gedächtnis, ist die Gegenwart kaum begreifbar. Multiperspektivisch wollen die Literaturtage an der Neiße 2025 die Ereignisse rund um das Jahr 1945 und ihre bis heute spürbaren Auswirkungen durch das Medium Literatur zeigen. Eingeladen sind renommierte Autorinnen und Autoren aus Deutschland und Polen, unter anderem Ulrike Draesner, Joanna Bator, Christoph Hein oder Tomasz Różycki.

Schlesien im Film

Im Programm der Literaturtage steht unter anderem die Filmvorführung „Das Schicksal / Los“ von Joanna Mielewczyk. Der deutsch-polnische Dokumentarfilm erzählt die Geschichte eines deutschen Bewohners von Breslau, der bis 1947 in der Stadt blieb, und eines polnischen Bewohners, der als Zwangsarbeiter 1944 nach Breslau gebracht wurde und bis heute in der nun polnischen Stadt Wrocław lebt. Beide Männer haben als Jugendliche im Frühjahr 1945 in der Festung Breslau fast identische Erfahrungen mit der Arbeit in der belagerten Stadt gemacht. Der Höhepunkt des Films ist die Begegnung der Männer. Es stellt sich heraus, dass sich ihre Schicksale während der Belagerung der Stadt mehrfach überschnitten haben.

Dieser geschichtspädagogisch besonders wertvolle Film, der im Januar 2022 seine Premiere feierte und in Görlitz im Oktober 2024 zu sehen war, kann auch gern an weiteren Orten und zu anderen Terminen in Deutschland wie auch in Polen präsentiert werden, verbunden mit einem Gespräch mit der Filmemacherin Joanna Mielewczyk. Interessierte Veranstalter können bei der Organisation der Filmvorführung durch das Kulturreferat für Schlesien finanziell unterstützt werden.

Ein anderer Film, der 2025 der Öffentlichkeit in Deutschland und Polen präsentiert wird, ist „Nova Silesia“ von Ronald Urbanczyk. Er zeigt das neue, moderne, dynamische Schlesien (Nieder- und Oberschlesien), das sich durch eine rasante wirtschaftliche Entwicklung, kulturelle Vielfalt, Aufschwung und Innovation auszeichnet. Urbanczyk gelingt es, die Region nicht nur als (post)industrielle Zentren im Prozess des Strukturwandels, sondern auch als kulturell und historisch reiche Landschaften zu porträtieren. Erfolgreich umgesetzte Konzepte für postindustrielle Nutzung alter Infrastruktur, noch bestehende große Herausforderungen, neuer Umgang mit deutschem Kulturerbe, Fragen der regionalen Identität und Verortung im Europa des 21. Jahrhunderts kommen im Film zur Sprache.

„Nova Silesia” ist 2024 als deutsch-polnisches Kooperationsprojekt des Oberschlesischen Landesmuseums in Ratingen, des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit in Gliwice (Gleiwitz) und des Kulturreferates für Schlesien am Schlesischen Museum zu Görlitz entstanden und feierte seine deutsche Premiere am 13. Dezember 2024 in Görlitz. Es wurde ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung durch die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit.

Zu den beiden Filmen, “Das Schicksal” und “Nova Silesia” sind Interessenbekundungen und konkrete Anfragen seitens potenzieller Veranstalter an die Kulturreferentin für Schlesien Agnieszka Bormann unter abormann[at]schlesisches-museum.de zu richten.

Wandern in Schlesien

Das beliebte Programm Wandern in Schlesien wird sich in seiner neuen Auflage dem Thema Geschichtsträchtige Flüsse widmen. In zehn Tageswanderungen werden Routen durch weniger bekannte, aber dennoch – oder gerade deswegen – sehenswerte Orte und Landschaften in unterschiedlichen Teilen Niederschlesiens angeboten. Abseits der ausgetretenen touristischen Pfade überrascht und begeistert die Region mit der Vielfalt und Schönheit ihrer Natur- und Kulturlandschaften, mit ihren oft verborgenen natürlichen Besonderheiten, architektonischen Schätzen und den Spuren ihrer wechselvollen Geschichte. Die zehn Wandertage, verteilt zwischen März und Oktober 2025, beginnen mit einer Zugfahrt von Görlitz aus. An der Ausstiegsstation startet dann die jeweilige Wanderung. Nach etwa sechs abwechslungsreichen Stunden, teilweise entlang eines Flusses (z. B. Oder, Queis, Bober, Katzbach, Lausitzer Neiße, Glatzer Neiße) erreichen die Wanderer das Ziel. Hier wartet ein Bus und bringt die Gruppe zurück nach Görlitz.

Für weniger sportliche aber dennoch aktive Menschen, die Schlesien vor Ort erleben möchten, hat das Kulturreferat für Schlesien in Zusammenarbeit mit der Kirchlichen Stiftung evangelisches Schlesien klassische Busreisen vorbereitet.

Wer sich lieber in Görlitz mit schlesischen Themen vertraut machen möchte, der darf die Vorträge und andere Angebote der Reihe Schlesien erfahren nicht verpassen. Gleich im ersten Vortrag stellt am 6. März der Regionalist Thomas Maruck das Glatzer Land. Der Weg einer Landschaft durch die Jahrhunderte vor. Es ist die Heimat des Bildhauers Franz Wagner. Ihm ist die deutsch-polnische Ausstellung „Franz Wagner (1887-1942), ein Glatzer Bildhauermeister“ gewidmet, die 2024 in Zusammenarbeit mit dem Museum des Glatzer Landes in Kłodzko (Glatz) entstanden und noch bis 17. März im Schlesischen Museum zu Görlitz zu sehen ist.

Schlesien-Kolloquium 

Der Höhepunkt des Veranstaltungskalenders im Herbst ist das Schlesien-Kolloquium, die jährliche internationale Tagung für Schlesienforscher. Sie findet am 24.-25. Oktober in Haus Schlesien in Königswinter statt. Eingeladen sind fortgeschrittene Studierende oder Promovierende aller wissenschaftlichen Studienrichtungen, die zu einem Thema mit Schlesienbezug forschen und an einer Abschlussarbeit (Masterarbeit, Doktorarbeit) bzw. Publikation arbeiten. Infos zur Bewerbung/Anmeldung und Teilnahme finden Sie hier.

Kalendarium der Veranstaltungen

Alle Termine und Themen finden Sie chronologisch geordnet auf der Homepage des Kulturreferates für Schlesien

Text: Agnieszka Bormann, Kulturreferentin für Schlesien
Kontakt: abormann[at]schlesisches-museum.de