Letzter Streifzug im Riesengebirge und durch das Dorf Kopaniec

Ausstellung „Streifzüge“ endet mit einem Künstlergespräch

Mit Jacek Jaśko spricht Agnieszka Bormann, Kulturreferentin und Projektleiterin von „SATELLITEN – Begegnungen mit zeitgenössischer Kunst aus Schlesien“.

Am 31. Oktober 2021 ging im Museum der Fotografie in Görlitz die Ausstellung „Streifzüge / Wędrówki“ mit Schwarz-Weiß-Fotografien von Jacek Jaśko zu Ende. Bei der bereits am 30. Oktober organisierten Finissage konnten die Gäste einen letzten Streifzug im Riesengebirge und durch das Dorf Kopaniec– zwei Sujets der Ausstellung – erleben und einem sehr persönlichen Künstlergespräch lauschen.

Jacek Jaśko berichtete über seine Verbundenheit mit der Region des Iser- und Riesengebirges, über seine ästhetischen Prägungen und erzählte von Menschen, die als Vorbilder seinen künstlerischen Weg mitbestimmt haben. Die ersten Lebensjahre verbrachte der spätere Journalist und Fotograf in der Hampelbaude (heute Schronisko Strzecha Akademicka) im Riesengebirge, später lebte die Familie in Karpacz (Krümhübel). Die frühe Liebe zur Landschaft und insbesondere zu den Bergen aber auch zur alten – in dem Fall aus der Vorkriegszeit – Architektur hat ihn nie wieder losgelassen. Bei der Berufswahl standen auch Grafiker und Buchbinder zur Debatte, schließlich wurde er Fotograf und Journalist.

Große Namen der Hirschberger Fotografie-Schule wie Wojciech Zawadzki und Ewa Andrzejewska wurden im Gespräch mehrmals genannt und ihr Einfluss auf ganze Generationen der Fotografen – so auch auf Jacek Jaśko. In den 1980er Jahren haben sie unterschiedliche Aktivitäten zur Popularisierung der Fotokunst initiiert und etabliert, darunter Biennale der Gebirgsfotografie, diverse Foto-Pleinairs sowie sog. Offene Lernanstalt für Fotografen (Wszechnica Fotograficzna), eine Plattform für Begegnung und Erfahrungsaustausch zwischen den etablierten und jungen Fotografen.

Kopaniec – ein kleines Dorf mit großer Anziehungskraft
Ein wichtiges Thema war auch Jacek Jaśkos Lebenszeit in Kopaniec (Seifershau) und das Verhältnis zu diesem Ort im Laufe der Jahre. Den Wandel zwischen „emotional geladen und unkritisch“ bis hin zu „dokumentarisch“ konnte Jacek anhand der Fotografien aus unterschiedlichen Zeiten nachvollziehbar darstellen. Sein Ankommen in Kopaniec vor etwa 20 Jahren war möglich dank der Unterstützung von zwei deutschen Kunsthistorikerinnen und Ausstellungsmacherinnen, Ellen Röhner und Ulrike Treziak, die ebenso bei der Finissage dabei waren. Zusätzlich zu ihrem Wohnort Berlin haben sie auch mit einem Haus in Kopaniec einen zweiten Standort. In dieser Zeit haben Röhner und Treziak ein großes deutsch-polnisches Forschungs- und Ausstellungsprojekt „Die imposante Landschaft. Künstler und Künstlerkolonien im Riesengebirge im 20. Jahrhundert“ geleitet. Im gleichnamigen Ausstellungskatalog wird auch Jacek Jaśko als Künstler porträtiert.

Das Dorf Kopaniec ist auch Mittelpunkt des Filmes „Schlesiens Wilder Westen“ von Ute Badura, der anschließend im Schlesischen Museum präsentiert wurde. Die Filmemacherin kam auch zur Finissage ins Fotomuseum. Nach der Filmvorführung konnte mit ihr und Jacek Jaśko ein intensives Gespräch geführt werden. Der kluge, sensible und eindrucksvolle Film lieferte viele Ansätze für einen Austausch zu den Themen der deutsch-polnischen Geschichte im 20. Jahrhundert (Zweiter Weltkrieg und seine Folgen: Grenzverschiebung und Vertreibungen) und ihrer unterschiedlichen Wahrnehmung durch Deutsche und Polen, zum Begriff Heimat und dessen Facettenreichtum im Kontext der Vertreibungen.

Vorbereitet haben die Veranstaltung im Fotomuseum die Kuratorin der Ausstellung Romy Czimmernings und die Kulturreferentin für Schlesien Agnieszka Bormann, die das Gespräch führte und auch das Programm SATELLITEN – Begegnungen mit zeitgenössischer Kunst aus Schlesien vorstellte, das mit der Ausstellung “Streifzüge / Wędrówki” eröffnet wurde.

Begegnungen mit zeitgenössischer Kunst aus und in Schlesien
Das Kulturreferat für Schlesien realisiert mit „SATELLITEN“ eine Reihe von Ausstellungen in Görlitz und der Region sowie Exkursionen zu den Kunstschaffenden an den Orten des künstlerischen Schaffens in Schlesien. Damit wird ein Kennenlernen, eine Annäherung und auch eine Auseinandersetzung mit ausgewählten künstlerischen Positionen, die aktuell in Schlesien sichtbar sind, ermöglicht und gefördert. Bei den Exkursionen zu den Künstlerinnen und Künstlern steht neben der Kunst auch die Region an sich im Fokus. Denn durch die Begegnungen mit den Kunstschaffenden in ihren Ateliers lernen wir nicht nur ihre künstlerische Handschrift und konkrete Werke kennen, sondern auch ihre Lebenswirklichkeit, ihre Bezüge zu ihren Wirkungsorten, ihrer Geschichte und Gegenwart, die sie nicht selten aktiv beeinflussen und gestalten. Das konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der ersten drei Exkursionen dieses Jahr bereits erleben, was in der Präsentation der Kulturreferentin veranschaulicht wurde. Detaillierte und reich bebilderte Exkursionsberichte lassen die Begegnungen nachempfinden.

Das Programm SATELLITEN wurde in seiner ersten Auflage 2021 von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit gefördert. 

Ausstellungskatalog
Die Ausstellung „Streifzüge“ ist zu Ende, wer aber weiterhin an Fotografien von Jacek Jaśko interessiert ist, dem empfehlen wir den Ausstellungskatalog (deutsch-polnisch, 72 Seiten im Format 21×21 cm, Softcover, 8 Euro) mit Textbeiträgen der Ausstellungskuratorin Romy Czimmernings und der Projektleiterin Agnieszka Bormann sowie mit einer großen Auswahl an Fotografien von Jacek Jaśko und seinem Kommentar. Der Katalog ist im Schlesischen Museum sowie online erhältlich oder unter kontakt@schlesisches-museum.de zu bestellen.

Text: Agnieszka Bormann
Fotos: Axel Lange

Finissage der Ausstellung “Streifzüge / Wędrówki” am 30.10.2021 im Fotomuseum Görlitz:

Jacek Jaśko im Gespräch mit Agnieszka Bormann:

Ausstellung „Streifzüge / Wędrówki“: