Rettung alter Friedhöfe in Niederschlesien

In Tarczyn bei Wleń findet eine wichtige Debatte über alte und vernachlässigte Friedhöfe in Niederschlesien statt

Den Rahmen bildet das 6. FLOWLAND Festival am 17. September 2022.

Unter dem Motto „Orte des (Un-)Gedenkens“ findet am Samstag, den 17. September 2022 um 15 Uhr in Tarczyn bei Wleń (Lähn-Kleppelsdorf) im Rahmen des künstlerischen Picknicks FLOWLAND eine Debatte über alte und vernachlässigte Friedhöfe in Niederschlesien sowie über Strategien ihrer Rettung statt. Die Veranstaltung wird organisiert von den Stiftungen FLOWLAND und OP ENHEIM aus Wrocław (Breslau).

Ehemaliger evangelischer Friedhof in Gostkow (Giesmannsdorf). Foto: Karolina Jara

In Niederschlesien gibt es 305 historische und 1.373 vergessene Friedhöfe aus der Vorkriegszeit, hauptsächlich evangelische und jüdische, die eine Art „Niemandsland” darstellen. Die Nachkommen der dort Bestatteten können sie nicht pflegen, für die betroffenen städtischen und ländlichen Gemeinden sind sie nicht nur in finanzieller, sondern auch soziokultureller Hinsicht ein Ballast.

Ehemaliger evangelischer Friedhof in Szklarska Poreba (Schreiberhau) mit der neuen Grabplatte von Carl Hauptmann, älterem Bruder von GerhartHauptmann. Foto: Karolina Jara

Jedes Jahr verschwinden solche Friedhöfe vor unseren Augen durch fortschreitenden Verfall aufgrund von Vandalismus und unkontrollierter Überwucherung der Grünanlagen. Immer wieder werden sie einfach verkauft und für eine Bauinvestition umgegraben. Die wenigen positiven Geschichten über Friedhöfe, die von engagierten Privatpersonen gerettet wurden, geben die Hoffnung, dass weitere solche Orte für die Nachwelt gerettet werden und die heutigen Bewohner ihren Wert für sich entdecken können. In der geplanten Diskussion wird eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation vorgenommen und eine Strategie für verlassene Friedhöfe entworfen werden.

Ehemaliger evangelischer Friedhof in Szklarska Poreba (Schreiberhau). Foto: Karolina Jara

An der Diskussion nehmen folgende Gäste teil:

Julita Zaprucka – Direktorin des Riesengebirgsmuseums (Muzeum Karkonoskie) in Jelenia Góra (Hirschberg), beteiligt an Aktivitäten rund um den evangelischen Friedhof in Szklarska Poręba (Schreiberhau),

Anna Lewandowska – Fremdenführerin aus Jelenia Góra, die sich für den evangelischen Friedhof in Szklarska Poręba einsetzt und dabei ist, ein soziales Komitee zur Rettung der noch vorhandenen Grabsteine zu gründen,

Alan Weiss – Mitinitiator der Initiative „Spod ziemi patrzy Breslau“, die sich mit den Überresten der deutschen Friedhöfe in Wrocław beschäftigt und die Einrichtung eines Lapidariums sowie die Sicherung der Gräber aus der Zeit vor 1945 in den bestehenden Nekropolen anstrebt.

Moderiert wird das Treffen von Marek Sztark, einem Kulturanimator, der das Niederschlesische Kulturlabor (Dolnośląskie Laboratorium Kultury) am Zentrum für Kultur und Kunst (Ośrodek Kultury i Sztuki) in Wrocław mitgestaltet und Vorsitzender des Sozialrats für Kultur in Niederschlesien ist.

Ehemaliger evangelischer Friedhof in Szklarska Poreba (Schreiberhau). Foto: Karolina Jara

Unmittelbar vor der Debatte findet ein kurzes Treffen mit Ingrid Schnabel-Mummel statt, die den evangelischen Friedhof in Bystrzyca (Wiesenthal) bei Wleń (Lähn) betreut und regelmäßig mit einer Gruppe aus Deutschland anreist. Das Gespräch wird auf Deutsch gehalten und ins Polnische übersetzt.

Das künstlerische Picknick FLOWLAND findet dieses Jahr bereits zum 6. Mal statt und wird von den Stiftungen FLOWLAND und OP ENHEIM aus Wrocław organisiert.

Textgrundlage: Pressemitteilung der Veranstalter
Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: Agnieszka Bormann
Fotos: Karolina Jara

Hinweis der Redaktion
SILESIA News berichtete mehrmals über Rettungsaktionen auf niederschlesischen Friedhöfen: